Die Polizei glaubt, dass der Täter ein Mann aus der Region Grefrath sein könnte - ein “netter, unauffälliger Nachbar von nebenan“.

Grefrath. Seit 13 Tagen ist Mirco verschwunden - und trotz Tausender Hinweise hat die Polizei noch keine heiße Spur. Der Entführer des Zehnjährigen aus Grefrath lebt nach Überzeugung von Experten in der Gegend des Tatorts am Niederrhein. „Das ist der nette, unauffällige Nachbar von nebenan . Er wohnt mitten unter ihnen. Wir glauben fest, dass er aus der Region kommt“, sagte Polizeisprecher Willy Theveßen am Donnerstag. Daher sei jedes auffällige Verhalten für die Ermittler immens wichtig: „Wer ist später als gewöhnlich nach Hause gekommen? Wer hat noch nachts sein Auto gesäubert? Wer ist Schleichwege gefahren?“

Sogenannte Profiler, offiziell Fallanalytiker genannt, haben den Tathergang genau analysiert und Rückschlüsse auf den Täter gezogen. Aus ihrer Sicht hat der Entführer genaue Ortskenntnisse bewiesen. Der neue Ermittlungsansatz und Fahndungsaufrufe im Fernsehen ließen am Donnerstag eine Flut von Hinweisen auf die Sonderkommission einbrechen, deren Telefone zeitweise überlastet waren.

Bis zum Nachmittag wurden rund 1200 Tipps aus der Bevölkerung aufgenommen. „Es sind einige vielversprechende Hinweise dabei“, sagte der Leiter der Sonderkommission „Mirco“, Ingo Thiel. „Wir brauchen wirklich jeden Hinweis“, sagte Thiel. Mirco ist seit Freitag, dem 3. September, verschwunden.

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Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Polizei nicht sagen, ob sie weitere Kleidungsstücke Mircos gefunden hat. Am Mittwochabend hatte sie bekanntgegeben, dass sie auch Mircos graues Polohemd entdeckt hat. Es lag auf dem Parkplatz, auf dem bereits seine Sporthose gelegen hatte. Ob sich an der Kleidung auch Täter-DNA befindet, wird weiter untersucht.

Inzwischen seien Dutzende Männer überprüft worden, die schon einmal einschlägig aufgefallen seien. „Ein Täter fängt in der Regel nicht mit so einer Tat an, sondern hat eine Vorgeschichte.“ Unter den Überprüften seien auch aus der Sicherungsverwahrung entlassene Sexualverbrecher, hieß es.

Am Donnerstag rückten erneut 200 Polizisten aus, um Gebiete in der Region abzusuchen. Die Suche im Gelände sollte damit abgeschlossen werden. „Eine Hundertschaft bleibt aber abrufbereit, falls sich neue Anhaltspunkte ergeben“, sagte Theveßen.

Nach der Schilderung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ waren noch am Mittwochabend fast 40 weitere Hinweise eingegangen. „Auf den ersten Blick war die sogenannte heiße Spur leider noch nicht dabei“, hatte Theveßen gesagt.

Weiterhin hoffen die Ermittler auf eine Spur zu einem Auto, das am Tag von Mircos Verschwinden auf einer bestimmten Landstraße unterwegs gewesen sein soll. Der Parkplatz, auf dem Kleidungsstücke des Jungen entdeckt wurden, liegt an einer Abzweigung der Straße. Die Polizei geht auch Hinweisen aus den Niederlanden nach, wo eine ähnliche Suchmeldung für Mirco am Dienstag im Fernsehen gesendet worden war. Daraufhin hatte es etwa 30 Hinweise gegeben. Grefrath liegt nur wenige Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt.

Polizeisprecher Theveßen warnte vor zu großen Hoffnungen, dass Mirco noch lebend gefunden werden könne: „Mit jedem Tag, der verstreicht, wird die Hoffnung natürlich geringer.“