Ganz Grefrath bangt um das Schicksal von Mirco. In einem ökumenischen Gottesdienst beteten Kinder und Erwachsene für den verschwundenen Jungen.

Grefrath. Ein Schluchzen bricht die Stille in der St. Laurentius-Kirche . Die Sitzreihen in der katholischen Pfarrkirche von Grefrath sind dicht gefüllt. Zahlreiche Menschen drängen noch in das Gotteshaus hinein, als die Kirchenglocken am Donnerstagabend den ökumenischen Gottesdienstes einläuten. „Wir haben uns heute aus einem sehr traurigen Anlass zusammengefunden“, begrüßt ein Gemeindemitglied die Besucher. Seit fast einer Woche ist der zehn Jahre alte Mirco verschwunden . Mit jeder weiteren Stunde schwindet die Hoffnung, dass der Schüler noch lebend gefunden wird.

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Viele Eltern sind mit ihren Kindern zum Gottesdienst gekommen. Sie alle wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Ihre Gebete sollen Mirco und seiner Familie Kraft geben. „Wir wollen zeigen, dass die Familie nicht allein da steht, sondern dass wir alle Anteil an ihrem schlimmen Schicksal nehmen“, sagt der Redner. Die Familie mit ihren vier Kindern habe bis vor kurzem nur einige hundert Meter von der Kirche entfernt glücklich zusammengelebt – bis Mirco aus der Gemeinde gerissen wurde, schildert er. Während er spricht zupfen hier und da Kirchgänger ein Taschentuch hervor, wischen sich die Tränen von den Wangen.

Vor dem Altar lehnt ein Bild, das Kinder gemalt haben. In kleinen Botschaften wollen sie Mirco sagen „Wir lieben Dich“. Andere stellen die Frage: „Warum Du?“ Rote Herzchen – gemalt von Kinderhand - verzieren das Bild. „Wir sind erschüttert und erschrocken und ratlos“, sagt der evangelische Gemeindepfarrer Hartmut Boecker. „Wie kann es sein, dass Mirco so leidet und wir nicht wissen, was wir tun sollen?“ fragt der Pfarrer.

Pastor Norbert Selent von der Christengemeinde Krefeld, der die Familie angehört, berichtet, dass alle Mitglieder seiner Kirche stündlich für den Jungen beten. „Die Not um Mirco hat uns zusammengebracht“, sagt der Pastor. „Die Ungewissheit über den Ausgang der Geschichte zermürbt nicht nur Familie, sondern hinterlässt Spuren in unser aller Leben.“

Als fünf Jugendliche nach vorn treten, wird es ganz still. Eltern nehmen ihre Kinder fest in den Arm. Die Jugendlichen bitten um Kraft für Mircos Eltern, seine drei Geschwister und die Helfer. Um Kraft, dass sie alle in dieser schweren Zeit nicht verzweifeln. Als der Gottesdienst beendet ist, bleiben die Besucher noch eine Weile ruhig sitzen. Viele stellen brennende Teelichter auf die Stufen vor dem Altar. „Ich habe selbst Kinder und immer gehofft, dass mir so etwas nicht passiert“, sagte eine ältere Frau mit Tränen in den Augen. Sie sei froh, dass der Gottesdienst stattgefunden hat. „Wir sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen in Grefrath“, sagt sie.