Tausende glühende Trümmerstücke fielen auf die Erde. Suchtrupps fanden Leichenteile.

New York. Sekunden nach dem Unglück: Einwohner aus Texas berichten von einem "lauten Knall", manche wollen einen "Feuerball" gesehen haben. "Wir wurden von einem Donnern geweckt", erzählte Lynn Hern in Huntington, mehr als 200 Kilometer südöstlich von Dallas. "Es war, als würde ein Zug über unser Grundstück fahren, als wäre er direkt vor dem Haus." Ein Junge habe erzählt, dass es nach Gummi rieche. "Es war voller Rauch, es war unglaublich, kurzzeitig konnte man nicht weiter als 400 Meter sehen." Nachdem die Raumfähre bei einer Geschwindigkeit von 20 100 Kilometern pro Stunde zerborsten war, fielen Tausende glühender Einzelteile auf die Erde. Betroffen war ein Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometer in vier US-Bundesstaaten. In Texas wurden Trümmerteile von bis zu 1,50 Meter Länge gefunden. Benjamin Laughter aus Kemp, 60 Kilometer südöstlich von Dallas, erzählt: "Ich bin mit meiner Frau, meinem Sohn und meinem Vater rausgegangen, und wir sahen, wie die Raumfähre näher kam. Wir haben helles Licht gesehen, und es sah so aus, als würden Teile und Trümmer herunterfallen." Sie beobachteten, wie große Teile vom Himmel fielen, "es sah aus, als wäre es furchtbar nah, aber wir haben keinen Einschlag gesehen". Überall im Land herrscht Trauer und Mitgefühl. Aber besonders betroffen sind die Bewohner in Texas, wo die Columbia auf ihrem Landeanflug in einem Feuerball und durch einen weißem Streifen am strahlendblauen Himmel für viele sichtbar zur Erde stürzte. Im Heimatstaat des Präsidenten hat die Raumfahrtbehörde Nasa mit dem "Lyndon B. Johnson Space Center" in Houston einen ihrer Hauptsitze. Von hier sollte die Columbia sicher zur Erde gelenkt werden. "Sie waren fast Zuhause", sagt Stan Aden, ein Barbesitzer in Houston, der an einer Wand den Toten des Challenger-Unglücks von 1986 gedenkt. "Wir werden auch der Crew der Columbia eine Wand frei machen. Sie sind unsere Helden, die wir nicht vergessen werden." So wie Barbesitzer Aden denken in Houston und Umgebung viele. Hier leben Tausende in der so genannten Nasa-Familie, die als enge Gemeinschaft gilt. Durch die Nähe zum Space-Zentrum vor den Toren der Stadt fiebern die Bewohner wie in Cape Canaveral (Florida) einem Raumflug viel intensiver entgegen als der Rest des Landes. "Ich hoffe, sie finden die Crew", sagt Aden. Ein Großaufgebot von Suchtrupps, die von der Armee unterstützt werden, hatte bereits kurz nach der Tragödie am Sonnabend in Texas und dem Nachbar-Bundesstaat Louisiana nach Trümmerteilen und sterblichen Überresten der Astronauten gesucht. Die US-Flugaufsicht FAA verhängte über dem mehr als 1000 Quadratkilometer großen Gebiet ein Flugverbot, um die Suche auch aus der Luft zu verstärken. Hunderte der als giftig bezeichneten Wrackteile wurden entdeckt. Sie sollen gesammelt und wie auch nach Flugzeugabsturzen üblich zusammengesetzt werden. Dadurch erhoffen sich die Nasa-Ermittler, Aufschluss über die Ursache der Katastrophe zu bekommen. Im Zentrum des Trümmerregens lagen die texanischen Kleinstädte Athens, Palestine und Nacogdoches, wo Columbia-Teile das Dach einer Kirche und einzelne Privathäuser beschädigt hatten. "Ein 30 Zentimeter großes Metallstück ist durch mein Dach gefolgen", berichtet Jeff Hanroch, Zahnarzt in Nacogdoches. Auch die Landebahn eines nahegelegenen Kleinflughafens wurde beschädigt. Andere herabfallende Trümmerteile lösten auf Feldern Brände aus. Einen besonders schrecklichen Fund machten Suchtrupps nahe der Stadt Hemphill an der Grenze zu Louisina. Dort wurden neben Trümmerteilen auch ein verbrannter menschlicher Torso, ein Oberschenkelknochen und Schädelstücke entdeckt. An einer anderen Stelle fanden Suchtrupps einen Astronautenhelm und das Stück eines Raumfahrtanzug. Nach Angaben der Polizei im texanischen Nacogdoches wurden an mehr als 800 Orten Überreste gefunden. Das hügelige Territorium erschwerte die Suche, mehrere Trümmerteile stürzten möglicherweise in einen See. Niemand wurde durch herabfallende Trümmer verletzt.