Die Opfer: Sie gehörten zur Elite, und sie hatten sich lange vorbereitet.

Washington. Für mehr als die Hälfte der Columbia-Besatzung war die 16-tägige Mission ins All die erste Reise in den Weltraum. Nur Kommandeur Rick D. Husband, Michael P. Anderson und die gebürtige Inderin Kalpana Chawla hatten jeweils einen Flug mit der Raumfähre hinter sich. Für die Amerikaner David M. Brown, Laurel B. Clark, Pilot William C. McCool und den Israeli Ilan Ramon war es die Jungfernfahrt zum "outerspace". Kommandeur Rick D. Husband hatte seit seiner frühesten Kindheit davon geträumt, eines Tages Astronaut zu werden. Der 45-jährige Oberst der US Air Force aus Amarillo (Texas) begann mit 18 Jahren mit dem Fliegen und flog insgesamt 3800 Stunden in 40 verschiedenen Flugzeugtypen als Testpilot, bevor sich 1994 sein Traum erfüllte, als er ins Raumfahrtprogramm der NASA aufgenommen wurde. Bei seinem ersten Flug ins All 1999 fungierte er als Pilot und war selbst überrascht, als er jetzt zum Kommandeur der verhängnisvollen Columbia-Mission bestellt wurde. Der tief religiöse Astronaut, der im heimatlichen Amarillo im Kirchenchor sang, war ein begeisterter Skifahrer (sowohl im Wasser als auch auf den Pisten der Rockies) und Mountainbiker. Husband hinterlässt seine Ehefrau Evelyn sowie seine Kinder Laura (8) und Matthews (3). Dr. Laurel Salton Clark war das, was ihre Freunde und Arbeitskollegen "a wild one", eine Wilde, nannten. Die 41-jährige Mutter eines achtjährigen Sohnes ließ schon im zarten Kindesalter erkennen, dass sie nicht das typische Mädchen ist, das gerne mit Puppen spielt und Handarbeiten macht. Die Wissenschaftlerin aus Racine (Wisconsin) war Oberstleutnant bei den berühmten Navy-Seals. Sie tauchte mit der Elite-Truppe und probte U-Boot-Evakuierungen vor der Küste Schottlands. Als erste Frau war sie als Chirurgin an Bord der "Marine Attack Squadron of the Year". Tauchen, Fliegen, Mountainbiken, Bergsteigen, Fallschirmspringen - das war das Leben der Ärztin. Clark, die wegen ihrer bunten Kleidung immer "Floral" (Blüte, Blume) genannt wurde, erinnerte sich immer gern an ihre schottische Herkunft und ließ sich im All stets mit der Dudelsack-Version von "Amazing Grace" wecken. Ein Lied, das auch bei ihrer Hochzeit gespielt wurde. Es wird auch bei ihrer Beerdigung zu hören sein. Für Israel war Ilan Ramon ein Volksheld. Als erster Israeli flog der 48-jährige Pilot mit der Columbia am 16. Januar ins All. In der Heimat wurde er nicht nur von Familie und Freunden, sondern auch von der Regierung und Schülern als Held gefeiert. Der Oberst der israelischen Luftwaffe war vor 1998 mit seiner Frau Rona und ihren vier Kindern (6 bis 14 Jahre) eigens in die USA umgezogen, um intensiv für das große Ereignis im Raumfahrtzentrum Houston trainieren zu können. Ramon, der nach der Schule als Pilot zur Armee ging und über 4000 Stunden als Kampfpilot flog, kämpfte unter anderem 1973 im Jom-Kippur-Krieg und 1983 im Libanon-Konflikt. Er war auch dabei, als Israel ein irakisches Atomkraftwerk bombardierte. Der Sohn und Enkel von Holocaust-Überlebenden war sich seiner Rolle sehr wohl bewusst, als erster Israeli ins All zu fliegen. Er nahm die Tora-Rolle (fünf Bücher Mose) eines Freundes mit, die dieser vor 60 Jahren bei seiner Bar Mitzwah (religiöse Volljährigkeit) von einem Rabbi bekommen hatte, der später von den Nazis umgebracht worden war. Dieser hatte dem Jungen damals gesagt, er solle die Tora nehmen und der Welt erzählen, was im KZ passiert ist. Die gebürtige Inderin Kalpana Chawla studierte Ingenieurwissenschaften. Sie setzte ihre Studien 1982 in Arizona fort. In Colorado promovierte sie später in Aeronautik. Nachdem sie die US-Staatsbürgerschaft angenommen hatte, wurde sie 1994 unter 4000 Bewerbern von der NASA als Astronautin ausgewählt. Ihre erste Reise ins All unternahm sie 1997. Schon damals verlief der Trip nicht ganz reibungslos. Ein Satellit, der ausgesetzt werden sollte, flog unkontrolliert aus der Ladeluke des Shuttles und konnte nur unter Schwierigkeiten wieder eingefangen werden. Die 41- Jährige war verheiratet. Der 46-jährige Navy-Arzt Dr. David M. Brown entdeckte erst spät seine Liebe fürs Fliegen und den Weltraum. Nachdem der Mediziner nach seinem Studium als Arzt auf einer Militärbasis in Alaska gearbeitet hatte, machte er 1988 eine Kampfpilotenausbildung. Bis 1995 arbeitete er als Testpilot und wurde dann, auf Grund seiner Medizin- und Biologie-Erfahrung, ins Astronautenprogramm der NASA aufgenommen. Clark lebte als Single, er verbrachte seine karge Freizeit gerne auf dem Trapez und verblüffte Freunde mit Tricks auf dem Hochseil, wo er sicher marschierte und auch Einrad fuhr. Oberstleutnant Michael P. Anderson beobachtete als Neunjähriger fasziniert die erste Mondlandung und liebte alle Star- Trek-Filme. Der einzige Schwarze an Bord der Columbia kannte damals schon die Namen aller US-Astronauten. Der gebürtige New Yorker, der in einfachen Verhältnissen aufwuchs, realisierte seinen Traum nach 25 Jahren bei der US Air Force. 1994 wurde er von der NASA ausgewählt und flog 1998 erstmals ins All. Anderson war verheiratet und hinterlässt zwei Kinder. William C. McCool, Vater von drei Söhnen (22, 19, 14), war ein begeisterter und überragender Sportler, der nur eine Sache an seinem ersten Shuttle-Flug bedauerte: Dass er gerade stattfand, als die Super Bowl, das Endspiel um die US-Football-Meisterschaft, ausgetragen wurde. Der Navy-Commander war das, was man in den USA als "easy going" bezeichnete. Der erfahrene Testpilot, der über 2800 Flugstunden auf seinem Konto hatte, schaffte es selbst in schwierigen Situationen, die Leute immer wieder aufzuheitern. McCool hätte eigentlich schon 2001 in den Weltraum fliegen sollen. Die Mission wurde damals jedoch wegen technischer Probleme abgesagt.