Hamburg. Die Mission STS-107 der Raumfähre Columbia war die erste seit knapp einem Jahr, die nicht dem Bau oder Betrieb der Internationalen Raumstation gewidmet war. An Bord befand sich das "Spacehab"-Modul für wissenschaftliche Experimente, das zuletzt im Oktober/November 1998 an Bord der Discovery im All war. Etwa 80 Versuche, die von den Astronauten in zwei Schichten rund um die Uhr vorgenommen wurden, sollten den Einfluss der Schwerkraft auf biologische und physikalische Prozesse wie Verbrennungsvorgänge aufklären. Einige Experimente waren von Schülern und Studenten entwickelt worden. Schüler des Liechtensteinischen Gymnasiums in Vaduz etwa wollten das Verhalten von Bienen in der Schwerelosigkeit untersuchen. Ein Student der Jingshan School in Peking interessierte sich für Veränderungen im Lebenszyklus der Seidenraupe während eines Raumflugs. Aus Deutschland stammte ein neun Liter fassendes Spezialaquarium mit Fischen, Wasserschnecken, Pflanzen und Mikroorganismen. Dieses Mini-Ökosystem flog bereits zum dritten Mal ins All. Während bei den ersten Flügen im Jahr 1998 die technische Erprobung des Systems im Vordergrund stand, sollten diesmal die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Fische untersucht werden. Hierfür wurden Daten zum Verhalten, zur Embryonalentwicklung, zum Abwehrsystem und zum Skelett der Tiere erfasst. Auch an diesen Experimenten sind Schüler beteiligt. Ein wichtiger Bereich der Mikrogravitationsforschung betrifft die Züchtung von Proteinkristallen. Für die biologische und medizinische Forschung wie auch für die gezielte Entwicklung wirksamer Arzneimittel ist häufig die Aufklärung der dreidimensionalen Struktur von Proteinen erforderlich. Die erfolgt über die Kristallisation dieser Proteine, die unter dem Einfluss der Schwerkraft schwierig durchzuführen ist. Mit einem solchen Experiment war, neben anderen deutschen Forschern, auch der Hamburger Mediziner Christian Betzel vom Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie am UKE auf der Columbia vertreten. Er arbeitet seit langem in Kooperation mit dem Deutschen Elektronensynchrotron (DESY) an der Verfeinerung der Strukturanalyse. Andere Studien beschäftigen sich mit Verbrennungsvorgängen an der Grenze der Entflammbarkeit. Daraus könnten eines Tages schadstoffärmere Motoren und Verbrennungsmaschinen hervorgehen.