Jährliche Zusatzkosten entstehen auch beim Landkreis. Es gibt vor allem Arbeitsplätze in Schulen. Modellprojekt startet mit 100 Teilnehmern

Lüneburg. Für 100 Langzeitarbeitslose aus Stadt und Landkreis Lüneburg gibt es in diesem Jahr eine neue Chance: Ab 15. Januar startet das Modellprojekt Bürgerarbeit der Bundesregierung, das helfen soll, Menschen langfristig wieder in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu bringen.

Thomas Bolle, Sprecher des Jobcenters des Landkreises Lüneburg, freut sich, dass Lüneburg als Modellstandort das Kontingent von maximal 100 Plätzen voll ausschöpft.

Die Stadt Lüneburg hat zwölf Bürgerarbeitsplätze ausgeschrieben. "Damit soll in erster Linie die Arbeit in den Stadtteilhäusern am Kreideberg, in Ebensberg und im Halo unterstützt werden. Außerdem sollen Bürgerarbeiter die Ausgabe des Mittagsessens in den Ganztagsschulen betreuen", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier.

Obwohl die Bürgerarbeiter bei 30 Wochenarbeitsstunden einen Monatslohn von 1080 Euro erhalten, der vom Bundesarbeitsministerium bezahlt wird, kommen die zusätzlichen Helfer die Stadt teuer zu stehen. Denn die Kommunen sind als Arbeitgeber an Tarifverträge gebunden, deren niedrigste Gehaltsstufe über dem Betrag liegt, die die Bürgerarbeiter bekommen. Pro Person und Monat muss die Stadt etwa 300 Euro drauflegen, um die Differenz auszugleichen. Im Jahr kommen so rund 50 000 Euro zusammen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßt das Modell dennoch, nach Aussage von Sprecher Uwe Zimmermann. "Es handelt sich um einen sozialpolitischen Ansatz und wir hoffen, dass es sich positiv auf die Entwicklung der Städte auswirkt und zu einem Erfolgsmodell wird."

Auch der Landkreis beteiligt sich und hat 14 Bürgerarbeitsplätze eingerichtet, bestätigt Katrin Peters, Kreis-Sprecherin. Eingesetzt werden sollen sie unter anderem als Schulbusbegleiter sowie in Ganztagsschulen, wo sie das Personal unter anderem in der Bibliothek verstärken werden.

Im Dezember hatte ein Gremium, bestehend aus Vertretern des Jobcenters, der Arbeitgeber-Verbände und Gewerkschaften, Kommunen und Verbände getagt, um zu entscheiden, in welchen Bereichen Bürgerarbeiter tätig werden können.

Wichtig ist, dass Bürgerarbeiter zusätzlich und im öffentlichen Interesse aktiv werden. Wer beispielsweise in Seniorenheimen vorzulesen oder Gesellschaftsspiele mit den Bewohnern spielen möchte, erfüllt nicht die Projektrichtlinien. "Bürgerarbeiter dürfen nicht das Angebot eines kommerziellen Pflegeanbieters attraktiver machen", erklärt Thomas Bolle. Diejenigen, die bald eine Stelle über das Projekt antreten, stehen in einem ganz normalen Vertragsverhältnis, betont Thomas Bolle. "Wer seine Pflichten nicht erfüllt, muss mit Konsequenzen seines Arbeitgebers rechnen." Auch während der auf drei Jahre angelegten Bürgerarbeit werden die Teilnehmer weiterhin regelmäßig von Jobcenter-Mitarbeitern betreut.

Für das Modellprojekt waren den Jobcentern zusätzliche Mitarbeiter zur Betreuung der Bürgerarbeiter zur Verfügung gestellt worden, bezahlt mit Mitteln aus dem Hilfsfonds der Europäischen Union. Ihre Aufgabe ist es, mit Hilfe der Stellenbeschreibungen der Kommunen und Verbände geeignete Bewerber auszusuchen.

Thomas Bolle ist überzeugt, dass die Zahl der Ein-Euro-Jobs im Jahr 2011 in der Region weiter zurückgehen wird, auch aufgrund des neuen Ansatzes. Einige der bestehenden Angebote werden in Bürgerarbeitsplätze umgewidmet. So soll der Jobgarten, den Arbeitslose bewirtschafteten, in Zusammenarbeit mit dem Kleingärtnerverband künftig im Rahmen der Bürgerarbeit fortgesetzt werden. Im Salzmuseum sollen Teilnehmer des Projektes die Vorbereitung des Hansetages, dessen Ausrichter Lüneburg im kommenden Jahr ist, unterstützen.

Nicht beteiligen am Projekt Bürgerarbeit wird sich Caritas-Verband, sagt Geschäftsführer Burkhard Schweers. "Die Rahmenbedingungen haben sich für uns nicht geändert. Wir sind da in einer tarifrechtlichen Klemme. Wir haben einen festgeschriebenen Mindestlohn, den wir nicht unterschreiten können. Wenn wir uns der Bürgerarbeit beteiligen würden, müssten wir pro Stelle und Monat 400 Euro drauf zahlen."

Bereits in den vorangegangenen Verhandlungen hatte der Caritas-Chef die Schwierigkeit bemängelt, Stellen zu schaffen, ohne das Qualifikationsniveau der späteren Arbeitnehmer zu kennen. So sei es schwierig Lösungen zu finden, die alle zufrieden stellen.