Laut OB Ulrich Mädge (SPD) könnten so 170 000 Euro gespart werden. Freier Träger hat seine Zusage nur für ein Jahr gegeben

Lüneburg. Die Hansestadt Lüneburg gibt ihre Jugendwerkstatt in die Hände eines freien Trägers ab. Das hat am Dienstagnachmittag der Verwaltungsausschuss beschlossen. Dem Vorschlag der Verwaltung war der Jugendhilfeausschuss zuvor zwar mehrheitlich gefolgt. Doch die Vorsitzende des Fachausschusses hatte sich bei der Abstimmung enthalten.

Die Jugendwerkstatt der Stadt ist 1982 aus einem sozialpädagogischen Projekt für arbeitslose Jugendliche in den 70er-Jahren hervorgegangen, die Kommune übernahm die Trägerschaft. Arbeitslose zwischen 16 und 25 Jahren ohne Berufsabschluss arbeiten dort in den Bereichen Tischlerei und Hauswirtschaft. Wenn zum Beispiel in einer Kita ein Stuhl kaputt geht, wird er von in der Jugendwerkstatt repariert. Bereiche der Werkstatt liegen in der Katzenstraße, andere im Pulverweg und im Jugendzentrum Kaltenmoor.

Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen Jahren "sehr erfolgreich Jugendliche mit multiplen Vermittlungshemmnissen betreut und vielen den Einstieg in eine berufliche und persönliche Fortentwicklung ermöglicht", heißt es in der Darstellung des Sachverhalts für den Jugendhilfeausschuss seitens der Verwaltung "Diese Form der Jugendsozialarbeit hat einen hohen Stellenwert in der präventiven Jugendhilfe und damit in vielen Fällen auch vermeintlich vorprogrammierten Jugendhilfekarrieren ein vorzeitiges Ende bereitet."

Doch mittlerweile seien die pädagogischen Ansprüche an die Betreuung der Jugendlichen zunehmend schwieriger geworden, führt die Verwaltung weiter aus. Außerdem gibt es laut Vorlage Probleme mit den Räumlichkeiten: Seit Anfang 2009 mietet die Stadt Räume in der ehemaligen Lucia-Fabrik an. Und die machen Ärger: "Durch vorher nicht erkennbare Schadstoffbelastungen der Immobilie, geänderte erhöhte Anforderungen im Bereich Arbeitssicherheit sowie baurechtliche Nutzungsänderungen" seien Investitionen in Höhe von circa 800 000 Euro notwendig geworden.

Zudem ändern sich laut Verwaltung die Fördervoraussetzungen durch die N-Bank, die aus dem Europäischen Sozialfonds bisher jährlich fast 200 000 Euro gezahlt hat.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) schlug daher vor, die Jugendwerkstatt einem Trägerverbund um job.sozial zu überlassen. Die Vorteile laut Vorlage: zeitgemäße Fortentwicklung, langfristige Sicherung der Betreuung, breite finanzielle Basis, Synergieeffekte der Träger und ihrer Angebote sowie die Erweiterung des Konzepts auf den Hotel- und Gaststättenbereich, den Garten- und Landschaftsbau sowie den gewerblich technischen Bereich. Zudem seien eine Begleitung zum Hauptschulabschluss möglich und Praktikumsmöglichkeiten im Trägerverbund. Insgesamt könne die Stadt knapp 170 000 Euro sparen, wenn sie die Jugendwerkstatt abgibt.

Regina Baumgarten (CDU) überzeugt das nicht. "Ich hätte die Jugendwerkstatt lieber bei der Stadt behalten", sagte die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Rundschau. "Sie hat hervorragende Arbeit geleistet, und wir hätten die Kosten im Griff gehabt. Der freie Träger hat seine Zusage nur für ein Jahr gegeben. Wenn ich etwas selbst mache, weiß ich, was es kostet."

Die rechnerische Vorlage der Verwaltung könne sie zwar nicht widerlegen. Aber ob die Werkstatt zukünftig noch die Arbeiten für Kitas, Sportplätze und Schulen erledigen werde, stehe noch nicht fest. "Das muss man auch berechnen", sagte Baumgarten. Mädge hatte ihr entgegengehalten, dass aufgrund der neuen Förderbedingungen diese Leistungen ohnehin kostenpflichtig werden müssten.

Im Verwaltungsausschuss stimmte Baumgarten dann für die Vorlage der Verwaltung. Dazu sagte sie gegenüber der Rundschau: "Ich bin Demokrat und habe nach Fraktionshaltung gestimmt. Im Verwaltungsausschuss spreche ich für die Fraktion."

Auch die Linken wollen die Jugendwerkstatt in den Händen der Kommune halten und haben diese Forderung auch in ihren Änderungsantrag für den Haushalt 2011 aufgenommen. "Wenn die Stadt es macht, ist es sicherer", sagte Malte Riechey der Rundschau. "Wenn einer der freien Träger im Verbund wegbricht, ist möglicherweise das gesamte Projekt gefährdet."

Zurzeit arbeiten laut Stadtsprecher Daniel Steinmeier dort zwei Anleiter und eine Sozialpädagogin. Ein Anleiter werde vom freien Träger übernommen, die anderen zwei beschäftigt die Stadt laut Steinmeier weiter.