Das Kleingarten-Projekt für Langzeitarbeitslose “job-garten“ in Lüneburg feiert sein einjähriges Bestehen, läuft aber Ende 2010 aus

Lüneburg. Am Tag seines einjährigen Bestehens ist die Zukunft des Projekts job.garten ungewiss: Lediglich bis Ende dieses Jahres ist die Arge-Maßnahme bewilligt. Was danach mit den von Langzeitarbeitslosen bewirtschafteten Kleingärten passiert, ist unklar. Insgesamt 2800 Quadratmeter beackern die Ein-Euro-Jobber Am Schildstein, die Ernte geht an die Lüneburger Tafel.

Gestern kamen die Beteiligten zusammen, um an den ersten Spatenstich vor genau einem Jahr zu erinnern. Drei Gärten stellte der Kleingärtner-Bezirksverband Lüneburg damals in der Kolonie Am Schildstein für das Projekt kostenlos zur Verfügung, die Parzellen hatten zuvor längere Zeit leer gestanden.

Gemeinsam ergaben sie eine Fläche von 1600 Quadratmetern, die Ruine einer Steinhütte stand ebenfalls auf dem Gelände. Aus einer Brache machten die Landzeitarbeitslosen innerhalb eines Jahres eine Oase: Neben blühenden Tagetes sprießt Grünkohl, es wachsen Bohnen und Radieschen, gerade werden Kartoffeln gerodet.

Wird geerntet, dürfen sich zunächst die Gärtner selbst Gemüse, Obst und Blumen mit nach Hause nehmen - der Rest geht an die Lüneburger Tafel. Dort können Bedürftige für einen Euro Lebensmittel einkaufen. Der job.garten soll jedoch keine Plantage sein, auf der in Fließbandarbeit produziert wird. Zudem steht er Besuchern offen: So laden natürliche Sitzgelegenheiten in Form von selbst gebauten Stühlen und Bänken aus Birkenholz zur Pause ein. Die stellen die Langzeitarbeitslosen in den Wintermonaten in der zum Projekt gehörenden Werkstatt in der Goseburg her.

"Das Projekt ist sichtbar gelungen", sagte der Vorsitzende des Kleingärtner-Bezirksverbands, Joachim Roemer. "Die Teilnehmer lernen, kreativ zu sein und nicht nur stumpf eine Arbeit zu verrichten."

Ziel des Qualifizierungsprojekts ist, Langzeitarbeitslose ab 25 Jahren wieder an eine Tagesstruktur zu gewöhnen. Die 16 Teilnehmer - in aller Regel Männer, zurzeit gibt es eine Frau - kommen montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr in die Kolonie, erlaubt sind sechs, maximal neun Monate.

Angeleitet wird das Team von Corinna Baukau vom Projekt-Träger job.sozial. "Die Teilnehmer lernen Verantwortung und Vielfältigkeit", sagte die Landschaftsgärtnerin, "manche entdecken Talente, von denen sie vorher niemals etwas geahnt hätten."

Die Langzeitarbeitslosen kommen laut Baukau "gern, regelmäßig und zuverlässig", damit liege das Projekt über Durchschnittswerten anderer Arbeitsgelegenheiten. Eine mögliche Erklärung dafür lieferte Ratsherr Hubert Meißner (SPD), selbst seit 33 Jahren Kleingärtner: "Die Leute sehen unmittelbar den Erfolg ihrer Arbeit." Ottfried Bohn, 61, der anlernt und auch mit anpackt, sagte: "Ich hätte es nie für möglich gehalten, was hier in einem Jahr passiert ist."

Wie viele der Teilnehmer bereits in eine Anstellung gewechselt sind, darüber konnte Thomas Bolle von der Arge gestern keine Angaben machen. Auch nicht über die Zukunftsaussichten des Projekts, denn: Bewilligt ist es zunächst nur bis Ende 2010. Für 2011 rechnet Bolle mit "drastischen Kürzungen" solcher Maßnahmen durch die Bundesregierung.

"Es werden einige solcher Projekte hinten runterfallen", sagte Bolle. Die Mittel, die der Arge nach den von der Bundesregierung angekündigten Kürzungen bleiben, würden vermutlich in erster Linie in Projekte zur direkten Integration in den ersten Arbeitsmarkt gesteckt. Den job.garten sehe die Arge zwar als sinnvoll an, sagte Bolle, die Motivation der Teilnehmer sei gut.

Eine Möglichkeit, das Projekt auch über das Jahr hinaus fortzuführen, könnte die sogenannte Bürgerarbeit sein. Schwer vermittelbare Arbeitslose sollen über gemeinnützige Tätigkeiten wieder an einen festen Job kommen. Die Aktion läuft über drei Jahre, Lüneburg gehört zu den Modellstandorten.

Das Projekt Kleingarten ist jedenfalls so erfolgreich, dass die drei Parzellen vom Beginn bald nicht mehr für die 32 Hände reichten: Mittlerweile bewirtschaften die Ein-Euro-Jobber weitere drei 400 Quadratmeter große Gärten und machen aus Brachen Oasen.