Washington. Banges Warten am Golf von Mexiko: Schafft es BP nach mehr als fünf Wochen endlich, das leckgeschlagene Bohrloch in 1500 Meter Tiefe am Meeresgrund abzudichten und die Ölpest zu stoppen? Gestern Abend, knapp 20 Stunden nach Beginn der Operation "Top Kill", keimte Hoffnung auf. Der Schlamm, der seit dem Vorabend unter hohem Druck in das Bohrloch gepumpt wurde, habe "den Ölaustritt offenbar etwas gebremst", sagte ein Sprecher der US-Küstenwacht. Für Erfolgsmeldungen sei es aber zu früh: Es gebe zwar Fortschritte, das Leck sei aber noch nicht geschlossen, sagte der Sprecher.

Zugleich gab es eine neue Hiobsbotschaft: Aus dem Bohrloch floss zuletzt nach Schätzungen von US-Wissenschaftlern mindestens doppelt so viel Öl wie angenommen ins Meer. BP spricht bislang von 800 000 Litern pro Tag. Tatsächlich könnten es zwischen 1,9 und 3,8 Millionen Liter sein, sagte Marcia McNutt, die Direktorin des Geologischen Dienstes der USA.

Präsident Barack Obama, der heute erneut ins Krisengebiet reist, verlängerte als Konsequenz aus der Ölpest das Verbot von Bohrungen in der Tiefsee bis zum Jahresende. Eine Kommission soll klären, wie weitere Umweltkatastrophen verhindert werden können. Die Leiterin der Behörde zur Überwachung von Ölbohrungen soll entlassen werden, weil sie gegenüber den Konzernen zu lasch gewesen sei.