Es scheint, als sei die Camera Obscura dafür gemacht, die mystische, surreale Seite einer Situation abzulichten. Seltsam entrückt wirkt etwa der Hamburger Hafen, wenn das gleißende Licht durch die schwarzen Streben eines Krans irrlichtert. Eingefangen haben diese Stimmung Hannelore Redlich und Dieter Osler. Durch die langen Belichtungszeiten der Lochblendenkamera scheinen bewegte Objekte zu verschwinden. Es bleibt der stille Blick auf Orte, wo sonst das Leben pulsiert.

Wochenlang hat das Künstlerduo das Terrain von Hochseefrachtern und Warenumschlag erkundet. Immer mit dabei: ihr sperriges Ur-Modell eines Fotoapparats, die Camera Obscura (lat. Camera: Kammer; obscura: dunkel). Unter dem Titel "Wasser, Licht und große Pötte" sind die Ergebnisse ihrer Arbeit bis April 2006 im Speicherstadtmuseum zu sehen. Die Bilder porträtieren nicht nur das Geschehen im Hafen in faszinierende Abstufungen von Grau. Sie dokumentieren auch die traditionelle analoge Kunst der Fotografie im Großformat - eine Technik, die auf Grund digitalen Fortschritts zunehmend in Vergessenheit gerät. Licht und somit auch Schatten eines Motivs fallen durch das Loch in einem dunklen Kasten auf einen 50 mal 60 Zentimeter großen Film. Der Abzug erfolgt eins zu eins, ohne nachträgliche Vergrößerung.

Seit mehr als 20 Jahren befaßt sich Osler als Dozent der Universität Hannover in Theorie und Praxis mit der Camera Obscura. Mit der Sozialpädagogin Hannelore Redlich arbeitet er seit dem Jahr 2000 an künstlerischen Projekten zu diesem Thema.

  • Speicherstadtmuseum, St. Annenufer 2, 8.12.05-17.4.06, di-so 10-17 Uhr.