Hamburger Kunsthalle: Blätter deutscher Künstler von 1450 bis 1800. Die Schau präsentiert die Ergebnisse einer Forschungsarbeit.

Ohne den Dänen Georg Ernst Harzen (1790-1863) hätte es die Hamburger Kunsthalle wohl kaum gegeben. Der Auktionator und Sammler machte die Schenkung seiner Zeichnungs- und Druckgrafikkollektion testamentarisch vom Bau eines Museums abhängig. Seit ihrer Eröffnung 1869 brilliert die Kunsthalle mit einem erlesenen Kupferstichkabinett. Viele bedeutende Zeichnungen der Ausstellung "Blick in verborgene Welten. Deutsche Zeichnungen von Dürer bis Chodowiecki" stammen von Harzen. Die Schau zeigt aus den insgesamt etwa 1500 deutschen Altmeisterzeichnungen des Kupferstichkabinetts eine Auswahl von rund 100 Blatt.

Seit 2001 werden mit der Unterstützung der ZEIT-Stiftung erstmals wissenschaftliche Bestandskataloge der deutschen, italienischen und niederländischen Zeichnungen vor 1800 im Kupferstichkabinett erarbeitet. Mitte 2006 wird der zweibändige Katalog der deutschen Zeichnungen erscheinen. Das Publikum kann vorab einen Blick auf die schönsten Blätter dieser Sammlung von internationalem Rang werfen.

Die chronologisch geordnete und thematisch akzentuierte Ausstellung beginnt mit Zeichnungen des späten 15. Jahrhunderts wie der "Schweinefamilie" von Ludwig Schongauer und den wunderbaren Zeichnungen Albrecht Dürers, von denen die Federzeichnung "Der Tod des Orpheus" (1494) besonders zu erwähnen ist. Es schließen sich mit Zeichnungen von Hans Holbein d. Ä., Hans Baldung Grien sowie der Donauschule um Albrecht Altdorfer und Wolf Huber Werke der deutschen Renaissance an.

Im frühen 17. Jahrhundert konzentriert sich die Auswahl auf das Porträt, u. a. ein Selbstbildnis von Jacob Uffenbach, und auf Werke, die unter dem Einfluß des Prager Manierismus stehen. Neben Arbeiten berühmter Künstler wie Adam Elsheimer und Joachim von Sandrart werden auch weniger bekannte Zeichner präsentiert, deren Werke jedoch durch ihre künstlerische Qualität überzeugen. Erwähnt sei der in Brüssel geborene Franz Aspruck. Seine "Anbetung der Könige", eine Schenkung aus dem Jahre 2005, schließt eine Lücke in der Kenntnis seines OEuvres. Im ausgehenden 17. Jahrhundert verdienen die expressiven Zauber- und Spukdarstellungen des Gründungsdirektors der Berliner Akademie, Joseph Werner, Aufmerksamkeit. Einen weiteren Höhepunkt bilden die zahlreichen mit Feder und Pinsel ausgeführten Landschaftszeichnungen, etwa die "Idyllen" Salomon Gessners und die bereits zu Lebzeiten sehr begehrten, mit Genreszenen belebten Landschaften Jakob Philipp Hackerts.

  • Kunsthalle, Kuppelsaal, Glockengießerwall, 20.1.-2.4.06.