Fast überrascht es ein wenig, daß die aktuelle Francis-Bacon-Schau in der Kunsthalle die erste ist, die sich ausschließlich dem Porträt widmet. Der gebürtige Ire ist bekannt durch sein ambivalentes Menschenbild ihm nahestehender Personen. Diesmal aber geht es tatsächlich nur um Bacons Porträts, ihre Protagonisten und ihre stilistische Entwicklung. Um Bacons zunehmende Abkehr vom lebenden Modell, hin zur Fotografie als Vorbild. Rund 50 Bildnisse aus der Zeit von 1949 bis 1991 zeugen von seiner intensiven Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber. Unter den Gemälden findet sich auch das Bild "Reclining man with sculpture" (1960/61), ein Porträt seines damaligen Liebhabers Peter Lacy. Mehr als 20 Jahre war es im Depot des Teheraner Museums für zeitgenössische Kunst verschwunden, bis es eine Mitarbeiterin des British Council entdeckte. Mitte der 70er Jahre hatte es Schah Reza Pahlevi erworben, vier Jahre später ging es in den Besitz der islamischen Republik Iran über. Zum ersten Mal seit langem zeigt es Bacons Porträt-Schau, die vom British Council und den Freunden der Kunsthalle unterstützt wird.

  • Kunsthalle, verlängert bis 29.1.06, Katalog 23 Euro.