Bismarck-Stiftung: Lesung

Den Schatten vom "Schimmelreiter", der sich auf seinem Roß in die brausende Nordsee stürzt, hat Volker Lechtenbrink auf manch einsamen Deichspaziergängen bei Husum noch nie gesehen. Seit über 30 Jahren besitzt der bekannte Bühnen- und Film-Schauspieler, derzeit auch Intendant des Ernst-Deutsch-Theaters, ein reetgedecktes Haus seitab der Stadt "am grauen Strand, am grauen Meer" - wie Theodor Storm Husum in Versen verewigt hat.

Dort wurde der bedeutende deutsche Novellist und Dichter 1817 geboren. Als Sproß einer begüterten holsteinischen Patrizierfamilie studierte er Jura in Kiel und Berlin, wurde Advokat, dann Kreisrichter in Heiligenstadt und schließlich zum Amtsgerichtsrat ernannt.

Doch Storms Leidenschaft galt dem Schreiben. 1840 erschienen erste Gedichte, und mit der 1849 publizierten Novelle "Immensee" wurde er richtig bekannt. Den berühmten "Schimmelreiter" vollendete er kurz vor seinem Tod 1888. Er selber sah sich als Lyriker, inspiriert von der rauhen Nordsee-Landschaft und der "Poesie auf Heiden und Mooren". Ein Grund, warum er von den Nationalsozialisten und ihrer Blut-und-Boden-Ideologie vereinnahmt wurde. Zu Unrecht: Storm hielt sich für ein "unpolitisches Thier".

Aus seinen Briefen, Gedichten und Novellen liest Lechtenbrink auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung. "Ich liebe die Kraft seiner Texte", sagt er. "Und vor allem Storms oft verkannten Humor." Er fühlt eine tiefe Verbundenheit zum Werk. "Ich konnte auf meinen Spaziergängen Storms Geist fühlen, kenne die Landschaft und Mentalität der Menschen sehr gut." Nicht nur durch seine prägnante Stimme scheint Volker Lechtenbrink der ideale Storm-Interpret zu sein.

  • Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese Einsamkeit Volker Lechtenbrink liest Theodor Storm am 11.12., 11 Uhr, im Festsaal des Reinbeker Schlosses. Karten für die Veranstaltung der Otto-von Bismarck-Stiftung kosten 10 Euro; Tel. 041 04/ 97 71-0.