Auf dem Weg nach Bethlehem muss man durch eine Mauer. Mein Auto ist geliehen und hat ein israelisches Kennzeichen. Eigentlich dürfte ich damit gar nicht in das palästinensische Westjordanland fahren.

Auf dem Weg nach Bethlehem muss man durch eine Mauer. Mein Auto ist geliehen und hat ein israelisches Kennzeichen. Eigentlich dürfte ich damit gar nicht in das palästinensische Westjordanland fahren. Eine Vorsichtsmaßnahme des Autoverleihs und Bekannte hatten mich vorher noch gewarnt, dass die Palästinenser manchmal die Reifen von israelischen Autos zerstechen. Ich stehe am Checkpoint und halte meinen deutschen Reisepass bereit. Ich bin Tourist und deshalb darf ich durch das Tor in der Mauer fahren. Kein Problem. Während der Beton der Mauer auf der israelischen Seite noch völlig blank ist, haben sich auf der palästinensischen Seite Künstler und Bewohner des umstrittenen Grenzgebietes verewigt. "The wall must fall" und Plakate mit entsetzten Gesichtern und aufgerissenen Augen erzählen von dem Protest.

Die Bilder und Sätze wirken irgendwie machtlos gegen die Wand, die die Israelis von den Palästinensern trennt. Die Mauer sorgt für Ruhe. Aber löst sie auch Probleme? Die Israelis haben sie gebaut und genauso wie damals in der DDR, die auch die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten zu verantworten hatte, sind auf der Seite des Erbauers keine Graffitis zu finden. Ein Palästinenser in einer anderen Stadt im Westjordanland hat mich mal gefragt: "Und welche Mauer ist schöner? Unsere oder eure?" Er meinte das ironisch. Aber ich antwortete ihm ernst: Ich sagte, dass ich das nicht beurteilen könnte, weil von unserer Mauer in Deutschland zum Glück kaum noch etwas übrig ist. Woraufhin er meinte: "Es wäre schön, wenn ich das irgendwann auch mal sagen könnte."