Beim letzten Mal als ich dort war, habe ich nur die etwa 20 Katzen vor dem Eingang bewundern dürfen. Das Tel Aviv Museum of Art hatte geschlossen.

Beim letzten Mal als ich dort war, habe ich nur die etwa 20 Katzen vor dem Eingang bewundern dürfen. Das Tel Aviv Museum of Art hatte geschlossen. Dienstags aber und donnerstags hat es abends bis 22 Uhr auf. Gestern war Dienstag, mit der Arbeit war ich gegen sieben fertig, also warum nicht ein bisschen after-work-art. Ich wollte drinnen ein paar Fotos machen, aber die Dame am Eingang verbot mir das gleich. "Nur vom Gebäude?", fragte ich noch, Auch das war nicht drin.

Als dann auch noch die Audio-Führung nicht auf Englisch zu bekommen war, bekam ich schon Beklemmungen. Moderne, abstrakte Kunst ohne zu wissen, was sie soll, macht mich nervös. Ich ging in den ersten Stock zu den neuen Ausstellungen. In einem Raum war es plötzlich sehr voll, gut angezogene Leute, darunter viele Kunstliebhaber. Einer hatte weiße Shorts und ein weißes Hemd an, tief aufgeknöpft. Ein Künstler, ganz klar. Baskenmützen, rote exzentrische Lippen und rote Stiefel, lila-gesamt-Outfits. Herrlich! Es stellte sich raus, dass ich in einer Ausstellungseröffnung gelandet war. Es schien so, als ob sich Tel Avivs kompletter Kunstadel versammelt hätte. Bussi hier, Bussi da. "Art at home, the art as home", und der Stifter war auch da. Er heißt Efraim Ilin und ist 96 Jahre alt. Alle behandelten ihn sehr respektvoll, er begrüßte jeden Gast einzeln. Viele Stücke zum Beispiel Zeichnungen von Alberto Giacometti oder von Max Ernst waren mir vom Stil her vertraut, doch gesehen hatte ich sie noch nie.

Von Max Ernst war sogar ein Bett zu sehen, dass er für den Kunstsammler gebaut hatte. Passend zum Thema funktionale Kunst, bekannte Künstler haben für Ilin Lampen, Tische , Besteck und Wandteppiche gefertigt. Also, wirklich praktische Sachen. Vielleicht liegt es daran, dass Ilin, der Mäzen, sein Geld in der Autoindustrie verdient hat. Die Stücke sind allesamt sehr besonders und die Stimmung war gediegen und feierlich, rührend sogar und Fotos durfte ich auch machen. Ich war mehr als entschädigt.