In der Altstadt von Jerusalem drängen sich die Menschen. Der ganze Stadtteil ist eine einzige Touristenattraktion. Wie Venedig, vielleicht.

Jerusalem ist wirklich eine schöne Stadt. Wenn man oben ist. Es gibt Wege, die führen einen über die Häuser der Altstadt. Dann sieht man Dächer, Kuppeln, Minarette, Kirchtürme, Siedlungen, einzelne Rabbis, Freundinnen, die hier quatschen, Hotelpersonal, das Pause macht.

Unten erschweren schmale Gänge und Tausende von Touristen das Fortkommen. Das ist nicht wie in Rom, Paris oder London. Am ehesten vielleicht noch wie Venedig. In diesen Städten fühlt man sich zumindest immer wie ein Tourist oder gerade als das, was man dort ist. Sogar als Zugezogener vielleicht. In der Altstadt von Jerusalem fühlt man sich wie eine Ameise in einem Ameisenhügel.

Überall wuselt es, wird man geschubst und keiner entschuldigt sich, wird man angesprochen. "Nice souvenirs" oder "hi, where are you from?" oder "come back". Man hat überhaupt keine Ruhe zu schauen. Ist der Tourist, der wandelnde Geldbeutel, kein Mensch mehr. Man wird gescheucht durch kleine Gassen, einfach durch gedrückt bis zum nächsten etwas größeren Platz. Und dort, wenn man es schlecht trifft, wartet das nächste touristische Highlight wie beispielsweise die Grabeskirche. Ein Anziehungspunkt für alle christlichen Religionsrichtungen, Orthodoxe, Armenier, Griechen, Katholiken, Protestanten...

Schließlich ist Jesus hier gekreuzigt worden und auferstanden. Dass diese Kirche tatsächlich auf dem Hügel von Golgatha gebaut wurde, ist sogar laut Historikerin und Archäologen wahrscheinlich. Und drinnen? Wieder ein Alptraum, Teile der Kirche wie der syrische sind in sehr schlechtem Zustand. Ein kleiner Flügel, in Form einer Kapelle, nur mausgrau, weil es hier gebrannt hat. Die Syrer machen nichts, weil dann die Armenier sagen würden, "Schön, aber der Teil gehört uns."

Täglich wird der Ort belagert von Tausenden, aber drinnen stehen Leitern rum, sind Toiletten Baustellen, wurde die Decke der Kuppel gerade mal saniert. Aber selbst, wenn alles so bleibt, die Touristen und Gläubigen kommen trotzdem. Jerusalem ist eben mehr als eine schöne Stadt. We will see.