Woran man bei 25 Grad und Sonne merkt, dass in Tel Aviv Winter ist? Wenn plötzlich mitten am Tag die Sonne untergeht und alle anderen richtig angezogen sind.

Für mich ist hier Sommer, obwohl Winter ist. Und für die Israelis ist Winter, also Winter von dem sie denken, dass es Winter ist. Der sieht so aus, Blumensträuche blühen rose, blau und lila, weiße Blüten fallen von Bäumen auf den Bürgersteig. Sonne, und am Wochenende an den Strand. Das übliche. Das wirklich Schöne aber an der ganzen Angelegenheit ist, dass die Israelis darauf bestehen, dass das Winter ist. Dazu aber die ganze Zeit betonen, dass es für mich jetzt hier ganz toll sein muss. Wettermäßig. Bei einem Arbeitstreffen in einem Cafe mit zwei Kolleginnen, bat ich darum, doch draußen einen Tisch zu suchen. "Warum?" fragte mich eine von ihnen erstaunt. "Mir ist es drinnen zu kalt", antwortete ich. In fast jedem Laden, der was auf sich hält, läuft nämlich eine Klimaanlage und die schafft kein Klima, sondern ein Gefühl, als ob man neben einer geöffneten Kühltruhe steht.

Gut, dafür gibt es in Deutschland die Heizpilze. Auch nicht gut fürs Klima. Dass mir aber kälter sein sollte als ihnen, empfanden meine Kolleginnen fast als Beleidigung. "Für dich muss es doch warm sein. Für uns ist Winter. Für euch Europäer ist das wie Sommer." "Ja, ja, das stimmt", sagte ich lächelnd und schob ein "Ich meine, wir können auch drinnen bleiben". Schließlich gingen wir raus. Meine Vermieterin Lee betont den nicht vorhandenen Wechsel der Jahreszeiten in Tel Aviv auf ihre Weise: Sie unterteilt strikt in Sommer- und Wintergarderobe.

So zum Beispiel würde sie ihre weißen Jeans und T-Shirts nie jetzt tragen, (It's winter, darling). Anstatt dessen trägt sie schwarze Sachen und herbstliche Schals. Und dass Paradoxe ist: sie macht das, obwohl ihr manchmal auch zu warm ist und sie ins Schwitzen kommt. Aber, gut, wir haben ja Winter! Das Winter ist, merkt man eigentlich nur daran, dass die Sonne so früh untergeht und es dann kalt ist. Während ich Schwierigkeiten habe, meine Kleidung auf das sichere Temperaturgefälle einzustellen, schaffen es die Israelis scheinbar immer richtig angezogen zu sein. Sobald es dunkel ist, sieht man kurze Hosen nur noch an Touristen. Der Rest trägt plötzlich bedeckte Beine, Pullover und Jacken. Wo kommen die dann auf einmal her? Wie richtet man diese Umziehpause ein, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist? Dinge, die es auf dem Weg der Assimilation noch zu lernen gibt.