Ich bin in einen Schlauch geraten. Unglücklicherweise teilen dieses Gefühl gerade auch Tausende von anderen Menschen mit mir. Wir schieben uns durch den Karmel-Markt.

Ich bin in einen Schlauch geraten. Unglücklicherweise teilen dieses Gefühl gerade auch Tausende von anderen Menschen mit mir. Wir schieben uns durch den Karmel-Markt. Dem Markt in Tel Aviv, wenn man gefälschte Ralph Lauren T-Shirts, billigen Schmuck, Puma-Tennis-Socken, arabisches Brot und diverse Elektronik-Gegenstände kaufen möchte. Der Karmel-Markt ist jeden Tag aufs Neue ein Abenteuer. Verhandelt man oder nicht? Finde ich die Blumen an einem anderen Stand auch billiger? Hat er das Brot gerade der Frau vor mir um die Hälfte billiger verkauft? Vielleicht geht es hier auch gar nicht ums Kaufen, sondern nur um das Dabei-Sein. An dem Ort zu sein, wo so viel los ist.

In der Parallelstraße dazu gibt es einen Kunstmarkt, zu dem aber weniger Besucher kommen. Der Trash auf dem Karmel-Markt gleich gegenüber von der Sheinkin-Street zieht die Menschen an. Frauen stehen an einem Schmuck-Stand. Mode-Schmuck, wirklich billigstes Zeug, aber sie starren es an wie in Hamburg die Frauen die Auslage bei Bulgari oder Tiffany am Neuen Wall. Ich kaufe ein Brot, so etwas wie ein übergroßer Sesamring, es ist mit grünem scharfen Gewürz bestreut und schmeckt trotzdem süß. In Israel ist Süßes oft viel süßer als in Deutschland und Scharfes wirklich scharf.

Ich habe dafür etwa einen Euro bezahlt, hätte ich drei genommen, wären es zwei Euro gewesen. Ein Geschäft, Discount, aber was mit den anderen zwei machen? Ich sage, Nein, Danke, der Verkäufer schaut mich ungläubig an. "Wieso nimmst du die anderen beiden nicht auch?" Ich weiß es nicht. Vielleicht ist diese Haltung, nur das zu kaufen, was man auch benötigt, wirklich deutsch an mir.