Flirten Taxi-Fahrer in Deutschland eigentlich auch? Ich meine, so richtig. Ich weiß es nicht. Vielleicht trauen sie sich bei Ausländerinnen auch eher ran. In Deutschland bin ich ja keine, also weiß ich auch nicht, ob die deutschen Taxifahrer mit Fremden flirten. Jedenfalls haben ich ja an dieser Stelle schon genug Nachteiliges über Taxifaher gesagt: Aber gestern und heute wurde ich eines besseren belehrt.

Zuerst Karmel (heißt wirklich so). Er stand in Bethlehem mit seinem gelben Taxi auf dem Midbazar, das ist so etwas wie der palästinensische Shopping-Mittelpunkt in der heiligen Stadt. Ich fragte ihn, wo der nächste Geldautomat ist. Er sagte: "20 Schekel und ich bring dich hin." Ich: "Nee, ich wollte gar nicht fahren." Als ich etwa schon 50 Meter in eine kleine Straße gegangen war, hupte jemand hinter mir, nichts besonderes, hier hupen alle andauernd. Aber es war besagter Taxifaher: "Steig ein, ich bring dich hin, kostet auch nichts." Ich stieg ein, verzückt bedankte ich mich ein paar Mal. Aber ich konnte es eigentlich nicht glauben, denn die Taxifahrer sind in Israel bislang die übelsten Halsabschneider gewesen. Und dann die Fußmatte: Golden wie pures Gold. Er lachte die ganze Zeit. Dann wollte er mich noch weiter herum fahren, nachdem ich Geld abgeholt hatte. Alles kostenlos. Ich dankte, aber stieg trotzdem an der Geburtskirche aus. Das war Karmel. Dann heute. Wieder in Jerusalem, dort gibt es wirklich die schlimmsten Taxifahrer. Die zentrale christliche Informationsstelle hatte zu. Sonntag. (Alles hat hier sonntags eigentlich auf, normaler Werktag, dachte ich, aber nicht für die Christen.) Ich war total genervt (hätte ich natürlich wissen können) und wollte nur noch weg. Ich musste von der alten Stadt zur zentralen Busstation und hatte zu viel Gepäck zum Gehen. Dann fuhr Izaak, für mich jetzt Itzi, vor. "Kann ich dir helfen?", fragte er. Ja, sagte ich, erklärte ihm den Ärger mit den Christen und ließ mich von ihm zur Station fahren. Und jetzt kommt es: Er schaltete ohne zu Verhandeln das Taxameter an! Es kann natürlich sein, dass er einen großen Bogen gefahren ist, um trotzdem mehr zu verdienen. Aber das folgende Gespräch war unglaublich nett. Itzi wollte mir unbedingt Jerusalem zeigen. Die schönen Ecken, mich auf einen Kaffee einladen. "Du musst nichts bezahlen, danach setze ich dich bei der Busstation ab", versprach er. Heute hatte ich keine Lust auf Abenteuer und lehnte ab. Er setzte immer wieder nach, wiederholte sein Angebot. Und nachdem ich schon am Busbahnhof durch die Sicherheitskontrolle durch war, stand er plötzlich wieder da, in der Bushalle. "Diana, möchtest du vielleicht ein kaltes Getränk?" Ich lächelte. Er sagte: "Du kennst mich nur noch nicht. Soll ich für dich morgen zu der Christen-Information fahren und dir das besorgen, was du brauchst?" Das war so charmant. Ich ließ ihn trotzdem stehen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, alle Ausländerinnen sind so.