Bilanz des BID: Nur die bessere Hälfte der Geschäfte bringt Harburg nach vorn

Harburg. Flauschige, weinrote Teppichläufer, klassische Mode an Ständern und in den Regalen, dezentes Personal: Die Verantwortlichen des BID (Business Improvement District) hatten sich mit dem Bekleidungsgeschäft Feuerhahn an der Lüneburger Straße ein schickes Ambiente zur Bekanntgabe der Jahresbilanz ausgesucht. Bereits seit April 2009 bündelt der BID die Interessen von Kaufleuten, Politik und Verwaltung und will die Innenstadtentwicklung vorantreiben. Das Resümee: tolle Fortschritte, alles prima, weiter so. Auf diese Essenz lassen sich die Aussagen des BID zur Lüneburger Straße reduzieren. "Wir haben die ideale Größe für Fußgängerzonen, schöne Einkaufszentren sind in der Nähe und es gibt sogar zwei S-Bahnhaltestellen. Welcher Stadtteil hat schon so viele Standortvorteile?", schwärmt Margit Bonacker, Geschäftsführerin der Firma konsalt, die das BID betreut.

Es hapert nur am Branchenmix. 100 Geschäfte werben in der City um Kundschaft. "Nach den Erhebungen eines Gutachtens bringen uns etwa 50 Prozent der Läden nach vorne, bei der anderen Hälfte - nun ja...", sagt Bonacker. Genau diese Hälfte jedoch sei für das Image der Lüneburger Straße als Billigmeile verantwortlich. "Das ist eine Art Befindlichkeit, die sich bei den Leuten festgesetzt hat", so Bonacker. Doch man habe viele Eigentümer schon überzeugen können, dass Ein-Euro-Shops und andere Ramschläden eine positive Entwicklung von Harburgs City eher hemmen als vorantreiben.

Bunte Blumenbeete kommen bei den Harburgern gut an

"Langsam entwickelt sich ein Stimmungswandel", so Bonacker. Dass der wieder kippen könnte, wenn das Karstadt-Warenhaus vielleicht doch seine Tore schließen muss, hat man beim BID nicht. "Nein, da haben wir keine Angst, wir haben mit den Arcaden und anderen Shopping-Centern ein super Angebot und könnten deshalb den Verlust locker auffangen", sagt BID-Vertreter Peter Kowalsky und verweist auf Erfolge. So brachte der BID unter anderem ein neues Parkleitsystem auf den Weg, ließ neue Bänke installieren und die Grünflächen pflegen. "Die bunten Blumenbeete an der Lüneburger Straße kommen gut bei den Harburger an." Bevor die Baumscheiben auf Initiative des BID bepflanzt wurden, sei alles so schmutzig und trist gewesen. Dafür gab es 50 000 Euro vom Bezirk.

Weshalb es trotz aufgehübschter Grünanlagen und anderen Maßnahmen nicht gelingt, etwa die täglich rund 14 000 Besucher des Marktkauf-Centers dazu zu bewegen, durch die Lüneburger Straße zu flanieren, ist noch nicht so ganz klar "Ein Sinneswandel braucht halt seine Zeit", so Kowalsky. Und eine attraktivere Geschäftsstruktur. "Die Lüneburger Straße kann einen Weinhandel, ein Sportgeschäft und ein hochwertiges Gastro-Angebot vertragen", so Kowalsky.

Dem Motto "Kommt Zeit, kommt Branchenmix" will Bezirksamtsleier Torsten Meinberg nicht uneingeschränkt zustimmen. "IBA und igs sind auch Chancen für Harburg. Wir dürfen nicht abgehängt werden. Dazu benötigen wir eine attraktive Innenstadt", sagt er und setzt nach: "Wir brauchen spätestens 2013 hier DIE Innenstadt für die Ausstellungen." Sehenswürdigkeiten gucken "drüben in Hamburg, übers Ausstellungsareal auf der Elbinsel flanieren "und dann via Binnenhafen zum Einkaufen und zum Essengehen nach Harburg - so stell' ich mir das vor." Dazu müsste in kürzester Zeit vor Ort viel bewegt werden.

Ein Info-Point zu IBA und igs in die Lüneburger Straße

"Die Hotels müssen fit gemacht werden, schöne Läden in der City sollen zum Einkaufsbummel geradezu einladen, und es sollte jede Menge tolle Veranstaltungen für Harburger und Besucher geben", so der Verwaltungschef. Einen Anfang soll ein IBA/igs-Info-Point in der Lüneburger Straße machen. "Ich habe schon mit den IBA-Verantwortlichen gesprochen. Es besteht eine hohe Bereitschaft", sagt er.

Harburg dürfe sich nicht länger verstecken. Und sich nicht schämen müssen. "Es wird viel Fachpublikum aus aller Welt erwartet", sagt Meinberg. Darunter auch Investoren für den Hamburger Süden. Mit einer Ein-Euro-Shop-

Meile kann man denen nicht kommen. Viel Zeit hat der BID nicht mehr. Bereits am 31. März 2011 läuft das Projekt aus.