Politik und Kulturschaffende diskutieren im Riekhof die Möglichkeiten im Bezirk Harburg

Harburg. Große kulturelle Potentiale und Chancen hat Harburg zweifellos. Sie müssen nur heraus gearbeitet werden. Im Riekhof waren Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Kulturschaffende aus Harburg zusammengekommen, um die Lage der Kultur im Bezirk zu erörtern. Der Zusammenschluss Sued-Kultur hatte angesichts drohender Kürzungen im Kulturbereich zur Diskussion in den Riekhof geladen. Sued-Kultur besteht unter anderem aus der Initiative Grossstadtraum, dem Kunstverein, der Kunstwerkstatt, dem Harburger Theater, Rieckhof, der Klangkirche Harburg, dem Kunsthafen 59° im Frauenkulturhaus, der Kneipe Consortium, dem The Old Dubliner sowie dem Jazzclub im Stellwerk.

Gorch von Blomberg von der Kulturwerkstatt Harburg zog den Vergleich zu Wilhelmsburg, "in dem die IBA grassiere". In Harburg herrsche im positiven Sinne ein "Dornröschenschlaf", der auch die Freiheit ließe, Dinge anzuschieben. Jazzclubbetreiber Heiko Langanke fand den schielenden Blick auf die nördliche Elbseite falsch, wo "keineswegs alles besser" sei. Harburgs Potential sah er in gut erreichbaren "Kultur-Wegen und bezahlbarem Leerstand."

Was kann mit leeren Läden und Gewerbeflächen geschehen? Timo Gorf von Sued-Kultur: "Warum nicht den Schandfleck Gloria-Tunnel durch Künstler nutzen lassen oder den Leerstand am Harburger Ring für künstlerische Nutzungen bereitstellen?"

Anklang bei der Politik fand die Idee, einen Beirat für Kultur zu schaffen, der den Kulturausschuss bei der Vergabe von Geldern beraten und Ideen zur Weiterentwicklung der Harburger Kulturlandschaft liefern soll. Und eine Art "Marktplatz der Kultur", ein gemeinsames Kulturevent nach Vorbild von Altonale oder BilleVue, auf dem sich die Stadtteilkultur präsentieren könne, wurde gewünscht.

Die Politiker reagierten positiv. Kay Wolkau (GAL): "Ich bin hier, um mich zu informieren." Der SPD-Abgeordneter Bernd Kähler plädierte dafür, die vielen Kulturinseln besser zu vernetzen. Erschienen waren auch die kulturpolitischen Sprecher von SPD und CDU, Birte Gutski-Heitmann und Siegfried Bonhagen sowie Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann. Die Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft Sören Schuhmacher (SPD) und Norbert Hackbusch (Die Linke) diskutierten ebenfalls zur Lage der Stadtteilkultur in Harburg, der nach Angaben von Sued-Kultur allein bis 2012 Kürzungen in Höhe von 25 000 Euro drohen sollen.

Die Initiative Grosssttattraum, die mit der Idee der Besprayung einer Fläche am Bostelbeker Hauptdeich gescheitert war, wünschte sich mehr Kultur für die "18- bis 40-Jährigen" im Stadtteil. Ein Vertreter des AStA der TUHH gab der Kultur auf den Weg, dass Harburg zu wenig "studentisches Flair" habe. Die Studenten wiederum, so kam es aus der Kultur zurück, sollten sich für "ein lebendiges Kulturleben" im Stadtteil gerne zeigen.

Der Dialog zwischen Kultur, Politik und Verwaltung soll gepflegt werden und weitere Treffen folgen. Einen ersten Erfolg konnte Sued-Kultur indes verzeichnen: Für ihr Internetportal, das für eine angemessene Wahrnehmung der Harburger Kultur im Netz sorgen soll und das Jazz-Clubbetreiber Heiko Langanke zuletzt mit 3000 Euro finanzierte, spendete die Sparkasse Harburg-Buxtehude jetzt 1600 Euro.