Andreas Mansfeld, Firmenkunden-Chef der Haspa, schätzt Freiräume bei der Arbeit - und gewährt sie auch seinen 160 Mitarbeitern.

Wer nicht weiß, dass Andreas Mansfeld Banker ist, käme nicht unbedingt darauf, wenn er ihm zuhört: "Jeder Tag ist ein Erlebnis. Ich tue das, was ich hier tue, mit großer Leidenschaft und Überzeugung", sagt Mansfeld - und das klingt aus seinem Munde absolut glaubwürdig. Seit 2006 ist er Bereichsleiter Unternehmenskunden der Haspa. Damit ist Mansfeld in seinem Metier ziemlich weit oben angekommen.

Doch Hierarchien mag er eigentlich nicht: "Ich konnte mich hier immer ausleben. Auch gebe ich den Kollegen den nötigen Freiraum." Vorauseilender Gehorsam lähme nur und helfe niemandem. Dieser Führungsstil bewährt sich offenbar - seit 2006 ist das Firmenkundengeschäft von Deutschlands größter Sparkasse in jedem Jahr im zweistelligen Prozentbereich gewachsen.

Zu den Ideen, die Mansfeld damals umsetzte, gehört die Einteilung der größten 1000 unter den 60 000 Haspa-Firmenkunden in sieben Branchen-Cluster. Schließlich genüge es nicht, einfach nur Kredite zu vergeben, findet Mansfeld: "Wir wollen zusätzlich Kompetenz und Kontakte bieten." Dazu dienen regelmäßige Branchentreffs, auf denen zum Beispiel Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), eine Studie zur Entwicklung des Handels auf den asiatischen Märkten vorstellt.

Für viele der Kunden ist ein so weiter Blick durchaus interessant, denn darunter sind - eigentlich untypisch für eine Sparkasse - etliche Großbetriebe und Konzerne mit sehr hohen Jahresumsätzen. "Mit den meisten Hamburger Traditionsunternehmen arbeiten wir unabhängig von der Größe ohnehin zusammen."

Aus Sicht von Andreas Mansfeld hat sich bestätigt, was er schon zu Beginn seiner Laufbahn vermutete - dass das Firmenkundengeschäft der spannendste Bereich in einer Bank ist. Im Unterschied zu vielen Direktoren anderer Geldinstitute hat er den Beruf von der Pike auf gelernt. Nach der Schulzeit im Kreis Pinneberg begann er seine Ausbildung in einer Haspa-Filiale in Altona: "Ich wollte früh unabhängig sein." Er durchlief verschiedene Sparten - "heute würde man das wohl ein Trainee-Programm nennen" - und war unter anderem einige Jahre lang Immobilienfinanzierungsberater. Ungefähr alle fünf Jahre ergab sich für ihn ein neues Betätigungsfeld, wie er heute im Rückblick feststellt.

Dass er in den Firmenkundenbereich wechseln durfte, verdankt er einem glücklichen Zufall: "Jemand aus der damaligen Führungsebene hat mir Vertrauen geschenkt, obwohl er wusste, dass ich von Bilanzen keine Ahnung hatte. Das habe ich mir dann selber beigebracht." So betreute Mansfeld zunächst "ganz kleine Firmen", dann stufenweise immer größere; fünf solcher Umsatzklassen gibt es. 1998 stieg er zum Leiter des Firmenkundenbereichs im Hamburger Süden auf. Nachdem er selber erlebt hat, wie motivierend das ihm entgegengebrachte Vertrauen wirkte, versucht er heute, seine Mitarbeiter auf ähnliche Weise zu fördern.

Nur einmal in all den Jahren bei Deutschlands größter Sparkasse war Mansfeld "auf dem Sprung", den Arbeitgeber zu wechseln; nach Freiburg wäre es damals gegangen. "Ich hatte aber immer das Glück, dann doch in der Haspa eine interessante Aufgabe zu finden. Eigentlich wollte ich ja auch nie weg aus Hamburg." So werde ihm manchmal auf dem Weg von der Wohnung in Winterhude zur Arbeit bewusst, wie viel Glück er habe, "durch eine so schöne Stadt fahren zu können".

Höchstens das Wetter sei häufig nicht nach seinem Geschmack. "Von Oktober bis März könnte ich auch gut im Süden von Spanien oder Italien leben" - wohin es ihn im Urlaub immer wieder zieht. Generell aber empfindet sich Mansfeld als sehr zufriedener Mensch: "Ich bin auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs."

Besonders bewusst ist ihm dies, seit er im Rahmen der Initiative "Seitenwechsel" zehn Tage lang unter anderem in einem Nachtbus, der Obdachlose versorgt, sowie weiteren sozialen Einrichtungen für Hilfsbedürftige mitarbeitete: "Aus dieser Perspektive nimmt man die Stadt plötzlich ganz anders wahr." Eine praktische Konsequenz daraus: "Ich achte darauf, ein freundlicheres Gesicht zu zeigen, wenn ich durch die Straßen gehe - und es sind meist Obdachlose, die zurücklächeln." Seine Lebensdevise "Alles Gute und alles Schlechte kehrt zu dir zurück" bestätigt sich hier sichtbar.

Mansfeld räumt freimütig ein, dass er vor Beginn seiner Karriere eine recht naive Vorstellung vom Bank-Beruf hatte: "Ich dachte, man kann ausschlafen und verdient viel Geld." Was er damals nicht berücksichtigt hat, sind die inzwischen langen Arbeitszeiten. "Normalerweise bin ich um 8 Uhr im Büro, und abends kann es spät werden. Sehr häufig habe ich dann noch Termine, schon um auf Veranstaltungen Kontakte zu Unternehmern zu pflegen."

So etwas wie einen typischen Arbeitstag gibt es für ihn nicht. Eines der wiederkehrenden Elemente sind Besprechungen mit den rund 160 Mitarbeitern seines Unternehmensbereichs in der Zentrale. Doch Projektarbeit, sagt Mansfeld, gehöre nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Besonders wichtig ist ihm trotz seiner Position etwas anderes: der Kontakt zum Kunden, ob per Telefon oder vor Ort in den Firmen: "Nur so kann ich spüren, was bei ihnen vorgeht."

Bei diesem Arbeitspensum bleibt dem unverheirateten 49-Jährigen nur wenig Zeit für das Privatleben. Einmal in der Woche praktiziert der frühere Leichtathlet und Mannschaftssportler im Tischtennis und Volleyball "eine Mischung aus Yoga und Pilates", die dem Körper und der Seele gleichermaßen guttue.

Mansfeld ist Fußballfan, obwohl er nach eigenem Bekunden selbst nie gut kicken konnte. Er hat eine Stehplatz-Dauerkarte beim HSV, zu dessen Heimspielen ihn früher schon sein Vater mitnahm. Doch auch für den Kiez-Klub St. Pauli, an dem ihn das multikulturelle Flair reizt, kann er sich begeistern. "Ich weiß, dass manche es nicht gut finden, zu beiden Vereinen zu gehen. Aber das sehe ich gelassen."

Was ihm eher Sorge macht, ist die Entwicklung, die der Bankenstandort Hamburg zuletzt genommen hat. Vor allem seit der Finanzkrise haben manche Wettbewerber deutlich an Leistungsfähigkeit verloren oder sind komplett vom Markt verschwunden. "Das ist bedauerlich, weil größere Unternehmen drei oder vier verlässliche Bankpartner brauchen." Es sei durchaus möglich, dass sich das Umfeld noch weiter ausdünnt: "Wir stehen vor schwierigen Zeiten. Ob alle unsere Wettbewerber in zehn Jahren noch da sind, kann heute niemand sagen."