... sagt, mit der Zeit wird man als Vater immer besser.

Zwischen unserem ältesten und dem jüngsten Kind liegen 14 Jahre. 1970 zogen wir mit unseren Kindern Arne (heute 45) und Katja (41) von Berlin nach Hamburg. Ich fing in einem neuen Job an. Kurze Zeit später entschieden wir uns, nach acht Jahren Pause noch zwei weitere Kinder zu bekommen: Verena (heute 33) und Pamela (30). Während man beim ersten Kind noch seine Erfahrungen machen muss, ist bei den nachfolgenden schon vieles selbstverständlich. Man wird ja nicht als Vater geboren, sondern wächst in seine Rolle hinein. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie meine Frau das erste Mal Arne baden wollte. Sie wusste nicht, wie sie ihn halten sollte. Ganz der Naturwissenschaftler, suchte ich nach einer Gebrauchsanweisung in einem Buch. Schritt für Schritt las ich ihr vor, was zu tun sei. Dann hieß es: "Drehen sie das Baby im Wasser auf den Bauch." Danach haben wir auf derlei Anweisungen verzichtet und mehr auf unsere Instinkte als Eltern vertraut.

Obwohl ich berufstätig war, habe ich meiner Frau mit den Kindern geholfen. Und auch wenn ich sicher strenger als meine Frau war, wurde ich nie als das Schreckgespenst dargestellt, nach dem Motto: "Warte bis Vater nach Hause kommt." Ich habe die Kinder ins Bett gebracht und ihnen Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen. Wir haben sie an Musik und Sport herangeführt. Und man musste auch akzeptieren, dass nicht immer die erste Wahl die letzte ist und Kinder statt Gitarre dann doch lieber Klavier spielen lernen möchten. Oder Hockey doch nicht das Richtige war. In Berlin sind wir viel gerudert, in Hamburg haben wir die Kinder zum Tennis mitgenommen. Dieses Jahr hat sich Arne von uns zu Weihnachten das Krippenspiel gewünscht, das wir vor Jahren zusammen gebastelt hatten.

Es gab in den 70ern eine Phase, da war antiautoritäre Erziehung ganz groß in Mode und wurde in vielen Kindergärten angewendet. Wir fanden die Idee erst sehr gut, merkten aber schnell, dass es so nicht funktioniert. Bei aller Liebe brauchen Kinder auch Grenzen. Wir haben nie den Willen der Kinder gebrochen oder so, aber doch mit liebevoller Konsequenz erzogen. Woher soll das Kind wissen, was es darf und was nicht, wenn nicht die Eltern es ihm sagen. Man muss ihm doch etwas anbieten, damit es überhaupt eine Entscheidung treffen kann. Klassisches Beispiel: Wenn man mit den Kindern an den Süßigkeiten an der Kasse vorbei musste, bin ich hart geblieben - na ja, zu 90 Prozent. Oder wenn sie zum Schwofen wollten, hatten sie zu einer bestimmten Zeit wieder zu Hause zu sein. Wir haben sie immer hingebracht und wieder abgeholt. Pamela war das besonders peinlich. Ich musste sie immer eine Straße vorher rauslassen. Bis das ein Kumpel von ihr mitbekam und fragte, ob er mitfahren dürfte. Seitdem war unser Auto immer voll. Aber uns war es wichtig, dass sie nicht irgendwo mitfuhren und heil nach Hause kamen.

Ob Kinder gut geraten sind und die eigene Erziehung gefruchtet hat, erkennt man am deutlichsten an den Enkeln. Kinder wollen sich ja immer von den Eltern abgrenzen und sagen sich, dass sie später alles ganz anders machen werden. Wenn sie dann eigene Kinder bekommen, merken sie, dass doch nicht alles schlecht war, was die Eltern gemacht haben und übernehmen doch altbewährte Methoden.