... vertrat Arbeitgeber. Sein Jüngster war in der Gewerkschaft aktiv.

Als Kriegskind bin ich bei meiner Oma aufgewachsen. Mutter ist früh verstorben. Vater hatte wenig Zeit, musste viel arbeiten. Schließlich ging es in der Nachkriegszeit ums Überleben. Da war kaum Platz für Gefühle. Obwohl er selten zu Hause war, habe ich ihn als autoritär wahrgenommen. Sein Verhalten hat sicherlich auf mich abgefärbt. Auf jeden Fall empfanden meine Söhne mich als streng. Während meiner Lehre zum Mechaniker absolvierte ich parallel die Fachhochschulreife an der Abendschule. 1961 begann ich als Diplom-Ingenieur bei der Firma Dräger in Lübeck. Dort blieb ich 39 Jahre in verschiedenen Aufgabenstellungen. Zum Abschluss meines Berufsweges war ich Produktionsleiter für Narkosegeräte. Im August 1962 heirateten meine Frau Christel und ich. 1965 wurde unser Sohn Axel geboren. 1966 kam Volker zur Welt. Es war klar, dass meine Frau zu Hause blieb. Das war damals üblich. Für mich hatte zu diesem Zeitpunkt Priorität, meiner Familie ein Nest zu bauen. Ich lieh mir Geld und kaufte ein Haus in Stadtnähe. Hier lebten viele junge Familien. Wenn ich abends von der Arbeit kam, tobten mindestens zehn Kinder durch den Garten, mit denen ich oft zum nahe gelegenen Sportplatz zog. Beruflich war ich sehr eingespannt. So lag das Tagesgeschäft mit den Kindern in den Händen meiner Frau. Die Wochenenden nutzte ich oft für Weiterbildungen. Urlaub war die Zeit, in der ich die Kinder überhaupt intensiv kennenlernte.

Trotzdem gab es ein paar Prinzipien, die ich versucht habe zu realisieren. Hauptsächlich waren es Dinge, die mir selbst immer fehlten. Ich war ein schlechter Schüler. Vor diesem Hintergrund war für mich klar, dass meine Söhne das Abitur machen. Meine Frau und ich versuchten, ihnen den Weg für die Zukunft zu ebnen. Ich habe außerdem immer bedauert, dass ich nie Gelegenheit hatte, ein Musikinstrument zu erlernen. Also förderten wir die musische Begabung unserer Söhne. Der dritte Punkt, der mir sehr am Herzen lag: Die Jungs sollten Fremdsprachen können. Wir ermöglichten beiden ein Jahr Amerika im Schüleraustausch. Das waren Schwerpunkte, auf die ich Einfluss hatte.

Axel verließ früh das Haus, um in Kiel und Freiberg Jura zu studieren. Durch die örtliche Trennung gab es zwischen uns kaum Reibungsflächen. Bei Volker war das anders. Er begann eine Lehre zum Industrieelektroniker bei der Firma Dräger. Dort engagierte er sich stark in der Jugendvertretung und der Gewerkschaft. Das war für mich nicht einfach, zumal ich die Arbeitgeberseite vertrat und er auch meinen Chef kritisierte. Zwei Meinungen prallten aufeinander. Nach dem ersten Lehrjahr zog Volker aus. Unser Verhältnis entspannte sich wieder. Als sich Volker dann beruflich noch einmal umorientierte und in die Sozialpädagogik ging, hatte ich Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war. Doch ich konnte mehr und mehr sehen, wie engagiert er ist, wie viel Spaß ihm der Beruf macht und welchen Erfolg er hat. Und ich muss zugeben, junge Väter wie er haben es heutzutage deutlich schwerer. Obwohl ich für meine Zeit auch ein moderner Vater war. Ich habe meine Frau zum Wickelkurs in die Mütterschule begleitet. Man versicherte mir, dass ich in dieser Hinsicht ein Vorreiter sei. Ein Kamerateam war vor Ort. Abends zeigte das Fernsehen, wie ich ein Baby bade.