... findet, aktive Vaterschaft und Karriere schließen sich nicht aus.

Als Marla vor sieben Jahren auf die Welt kam, stellte ich mir die Frage, wie ich Job und Kind vereinbaren könnte. Ich arbeitete damals in einer Jugendbildungseinrichtung und dachte darüber nach, in Elternzeit zu gehen. Doch dass Väter mit den Kindern zu Hause bleiben, war noch eine exotische Idee. Es gab keine Beratungsstelle oder Ansprechpartner. Dabei hatte ich viele Fragen: Wie sage ich es meinem Arbeitsgeber? Schaffe ich den beruflichen Wiedereinstieg?

In den ersten sieben Monaten blieb meine Frau Ute (39) mit Marla zu Hause. Dann fing sie zwei Tage die Woche wieder an, als freiberufliche Unternehmensberaterin zu arbeiten. Im zweiten Jahr stieg ich voll aus dem Berufsleben aus. Ganz ehrlich, es war zuerst ein Kulturschock. Viele Jahre war der Job so wichtig gewesen. Und nun saß ich mit dem kleinen Wurm zu Hause, war rund um die Uhr mit Marla beschäftigt - keine Meetings, kein Außenkontakt, kein Plausch mit Kollegen. In dieser Zeit war der Austausch mit anderen Vätern sehr wichtig für mich. Das war auch der Beginn von "Vaeter e.V.", den ich 2001 in Hamburg gründete. Hier haben Väter, die in Elternzeit sind oder reduziert arbeiten möchten, eine Anlaufstelle. Unser Ziel ist es, Vätern die Chance zu bieten, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen. 2005 gründete ich dann mit Heiko Sulimma und Heike Linhart "Dads - Väter in Balance", um auch Unternehmen für unsere Ideen zu gewinnen.

Ich genoss die Zeit mit Marla sehr. Im zweiten Halbjahr gewöhnte ich sie langsam an die Krippe. So konnten meine Frau und ich im dritten Jahr jeweils 30 Stunden arbeiten. Als Marla vier Jahre alt wurde, kam ihr Schwesterchen Noa zur Welt. Durch Vaeter e.V. war es finanziell und organisatorisch nicht möglich, ein weiteres Jahr lang eine Auszeit zu nehmen. Dadurch ist das Verhältnis zu Noa nicht so intensiv wie zu Marla. Meine Frau und ich müssen viele Absprachen treffen und unsere Termine aufeinander abstimmen. Wir versuchen, uns alles zu teilen. Manche Tage sind stressiger als andere. Wird ein Kind krank, diskutieren wir schon mal, welcher Termin der wichtigere ist. Aber dann gibt es wieder Zeiten, in denen wir mehr Zeit für familiäre Erlebnisse haben. Als Freiberufler haben wir auch das Privileg, uns die Zeit größtenteils einteilen zu können. Bei schönem Wetter können wir spontan ins Freibad gehen und abends arbeiten. Dass ich als einer von sechs Deutschen von der internationalen Organisation Ashoka in das Netzwerk weltweit führender Social Entrepreneurs - Menschen, die unternehmerisches Denken mit sozialen Zielen verknüpfen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen - aufgenommen wurde, ist für mich und unser Projekt eine große Ehre. Ashoka unterstützt mich mit einem dreijährigen Stipendium. Das ermöglicht mir noch mehr Flexibilität. Mein Vater war bei der Preisverleihung dabei. Ich habe das Gefühl, dass er stolz auf mich ist. Das war nicht immer so. Anfangs hat er auf meine Vorhaben skeptisch reagiert: Kann man damit Geld verdienen? Jetzt versteht er, wie wichtig meine Arbeit ist. Ich hoffe, sie trägt dazu bei, eine väter- und familienfreundlichere Kultur in Unternehmen zu schaffen.