Das indonesische Rote Kreuz sieht kaum noch Chancen, Überlebende zu finden. Jetzt versetzt ein nahender Taifun die Philippinen in Alarmbereitschaft.

Padang/Lalomanu. Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben auf der indonesischen Insel Sumatra haben die Rettungskräfte immer weniger Hoffnung, noch Überlebende zu finden. In der Hafenstadt Padang wurde am Freitag eine 20-Jährige lebend geborgen, die 40 Stunden unter den Trümmern einer Sprachenschule gelegen hatte. Auf den von einem Tsunami überfluteten Samoa-Inseln wurden zuletzt nur noch Leichen aus verwüsteten Dörfern geborgen.

Chronik der schwersten Erdbeben

In Indonesien waren nach dem Beben der Stärke 7,6 vom Mittwoch noch immer ganze Ortschaften für die Rettungskräfte unerreichbar. In Padang im Westen Sumatras sind rund ein Viertel der Häuser zerstört, viele Menschen schlafen im Freien. Mehrere Dörfer in der Umgebung wurden nach Einschätzung des Roten Kreuzes völlig verwüstet. Auf dem Land sei die Lage „sehr ernst“, sagte Christine South von der Internationalen Föderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond.

Die 20-jährige Ratna Kurnia Sari wurde von Soldaten aus der Fremdsprachenschule von Padang gerettet. Erschöpft und von Staub bedeckt wurde sie in eines der überfüllten Krankenhäuser gebracht. „Die Chance, noch Lebende aus den Trümmern zu ziehen, ist sehr gering“, sagte der Generalsekretär des indonesischen Roten Kreuzes, Djazuli Ambari. Die Behörden in Jakarta gehen bislang von 777 Todesopfern aus. Die Vereinten Nationen rechnen mit mindestens 1100 Toten.

Es lägen immer noch viele Opfer unter den Trümmern, sagte Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari. Indonesien brauche dringend mehr internationale Hilfe. Die umgerechnet knapp sieben Millionen Euro Soforthilfe der Regierung müssten die Betroffenen schnell erreichen, forderte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono.

Auf Samoa gaben die Rettungskräfte nach dem verheerenden Tsunami vom Dienstag die Hoffnung auf, noch Überlebende zu finden. Neuesten Angaben zufolge kamen auf den Inseln im Pazifik mindestens 155 Menschen ums Leben. Vor der Küste von Tonga und Samoa ereignete sich unterdessen ein weiteres Erdbeben der Stärke 6,3. Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik gab jedoch keine Warnung aus. Im Nordwesten Chinas gab es einen Erdstoß der Stärke 5,1.

Die Philippinen bereiteten sich unterdessen auf einen „Super-Taifun“ vor. Präsidentin Gloria Arroyo versetzte das ganze Land in Alarmbereitschaft und ordnete die Evakuierung der Gebiete an, die vermutlich von dem Taifun „Parma“ betroffen sein werden. Nach UN-Angaben leben dort 1,8 Millionen Menschen. Meteorologen rechnen damit, dass der Sturm am Samstagnachmittag mit Sturmböen von bis zu 230 Stundenkilometern im Norden der Hauptinsel Luzon auf Land treffen wird. Die Philippinen leiden noch unter den Folgen des Tropensturms „Ketsana“, der vergangenes Wochenende mindestens 293 Menschen tötete.