Erst starben mindestens 120 Menschen nach einem schwerem Erdbeben vor den Samoa-Inseln. Jetzt erschütterte ein weiteres Erdbeben Indonesien.

Wellington. Keine 24 Stunden nach dem schweren Erdbeben vor Samoa in der Südsee hat ein Beben am Mittwoch auch die indonesische Insel Sumatra erschüttert. In Fernsehberichten aus der Region wurde von mehreren Toten berichtet. In der Stadt Padang stürzten zahlreiche Gebäude ein, darunter auch Hotels. Viele Menschen liefen in Panik auf die Straßen.

Das Beben erreichte nach Messerungen der US-Geologiebehörde die Stärke 7,6. Es ereignete sich um 12.16 Uhr MESZ. Bereits zwölf Minuten später folgte ein schweres Nachbeben der Stärke 5,5. Eine Tsunami-Warnung wurde nach kurzer Zeit wieder aufgehoben.

Das Zentrum lag rund 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Padong vor der Westküste von Sumatra. Vor Sumatra ereignete sich auch das Beben im Dezember 2004, das den verheerenden Tsunami auslöste. In den Ländern rund um den Indischen Ozean starben damals mehr als 230 000 Menschen Das Beben ging mit der Stärke 9,2 als eines der schwersten überhaupt in die Geschichte ein.

Gestern hatte ein heftiger Tsunami mit fünf teils meterhohen Wellen auf den Samoa-Inseln in der Südsee verheerende Verwüstungen angerichtet. Nach Berichten aus der Region kamen mindestens 120 Menschen ums Leben. 47 Leichen wurden bis zum Abend (Ortszeit) geborgen, berichtete Alan Ah Mu, Redakteur der Zeitung „Samoa Observer“, der BBC. Die Region ist der mitteleuropäischen Sommerzeit elf Stunden voraus.

„Wir sind es gewohnt, dass Häuser durch Hurrikans zerstört werden, aber so etwas wie dies, durch einen Tsunami, hat hier noch nie jemand erlebt“, sagte er. Neben dem früheren Westsamoa ist auch die Schwester-Insel Amerikanisch-Samoa rund 80 Kilometer weiter östlich schwer getroffen worden. US-Präsident Barack Obama erklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Dort sollen mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen sein.

Die besonders betroffene Südküste der Hauptinsel Upolu auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Hawaii ist ein Touristenparadies. Die Hotels waren gut besucht, weil in Australien und Neuseeland Schulferien sind. Wie viele Ausländer ums Leben kamen oder vermisst wurden, war zunächst unklar. Die neuseeländische Luftwaffe schickte ein Aufklärungsflugzeug in die 2800 Kilometer entfernte Region, um nach Überlebenden zu suchen, die vielleicht auf das Meer hinausgerissen worden waren.

An der Küste machte auch ein deutsches Ehepaar Urlaub. Die Berliner erlitten leichte Verletzungen und wurden in einem Krankenhaus versorgt, sagte der deutsche Honorarkonsul auf Samoa, Arne Schreiber. Die 25 auf Samoa lebenden Deutschen seien wohlauf. Unklar war, wie viele Deutsche in der Gegend Urlaub machten. Der Konsul sagte, er habe einige Anfragen per E-Mail bekommen von Leuten, die sich nach Verwandten erkundigten. Ein Überblick über die Lage zu bekommen, war aber schwierig. „Die Telefone sind tot. Die Telefonverbindungen wurden wohl auch mitgerissen“, sagte Schreiber der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Region war am Dienstag 19.48 Uhr MESZ von einem der schwersten Erdbeben des Jahres erschüttert worden. Zu dieser Zeit war es in der Region 6.48 Uhr am Mittwochmorgen. Die US-Geologiebehörde gab die Stärke mit 8,0 an. Das Epizentrum lag 200 Kilometer südlich der Inseln. Der Tsunami rollte rund 25 Minuten später an die Küste. Er setzte einen hunderte Meter breiten Landstrich unter Wasser. „Es ist vieles schwer beschädigt, und die meisten Touristenanlagen sind zerstört“, sagte Samoas stellvertretender Regierungschef Misa Telefoni. Auf den ersten Bildern waren völlig verwüstete Straßen zu sehen. Autos waren durch die Wucht des Wassers zu Trümmerhaufen zusammengeschoben. Boote waren Hunderte Meter ins Landesinnere geschleudert worden.

Wendy Booth betrieb die Ferien-Anlage „Sea Breeze“ an der Südküste, die nach ihren Angaben völlig zerstört wurde. „Die zweite Welle traf uns durch den Fußboden. Das Wasser rauschte zur Hintertür hinaus und riss uns mit“, berichtete sie dem australischen Radiosender Fairfax Radio Network. „Wir konnten uns an einem Geländer festhalten, mein Mann und ich klammerten uns aneinander. Der Sog zurück Richtung Meer nach der Welle war gigantisch. Die Kraft des Wassers riss unsere Einrichtung durch das Dach.“

Eine Australierin erlebte das Erdbeben und den Tsunami in der Hauptstadt Pago-Pago auf Amerikanisch-Samoa. Die Erde habe drei Minuten lang heftig gebebt, berichtete sie dem australischen Sender ABC. Von ihrem Balkon aus sah sie jede Menge überflutete Häuser und Geschäfte. Nach ihren Angaben war die Flutwelle vier Meter hoch. Der Strom sei ausgefallen, der Flughafen geschlossen und das örtliche Krankenhaus überflutet. Ein Bekannter sei mit einem Bus unterwegs gewesen, als der Tsunami kam. „Das Wasser drang in seinen Bus ein“, berichtete Whitby. „Er blieb schließlich in einem Mangobaum hängen, aber vier seiner Passagiere wurden fortgerissen.“ Nach Angaben des Gouverneurs Togiola Tulafono war die zweite Tsunami-Welle besonders stark. Unter anderem sei eine Brücke fortgerissen worden. (dpa/abendblatt.de)