Sie kommt aus Schwerin und lebt in Hamburg, er ist Hamburger und wohnt in Saarbrücken. Sie sehen sich bloß wenige Wochen im Jahr und telefonieren nur gelegentlich.

HAMBURG. Sie kommt aus Schwerin und lebt in Hamburg, er ist Hamburger und wohnt in Saarbrücken. Sie sehen sich bloß wenige Wochen im Jahr, telefonieren nur gelegentlich, und dennoch sagen beide voller Überzeugung: "Wir sind ein gutes Paar!"

Ein schlagfertiges Mixed sind sie auf alle Fälle: Gitte Köhler (21) und Johannes Schöttler (22) wurden 2006 deutsche Juniorenmeister - im Badminton, diesem rasanten Spiel, das mit dem häuslichen Federball wenig gemein hat. Und das soll erst der Anfang einer Karriere gewesen sein. Bei den nationalen Titelkämpfen in Bielefeld (1.-4. Februar) wollen sie im Seniorenfeld ins Halbfinale, langfristig sei eine Olympiateilnahme das große Ziel, nicht 2008, "das käme für uns zu früh", aber 2012.

Jacek Hankiewicz (40), ihr engagierter Trainer beim Hamburger Zweitligaklub VfL 93, mit dem die Doppelspezialisten in diesem Jahr in die Badminton-Bundesliga zurückkehren wollen, gefallen diese Ambitionen: "Gitte und Johannes haben den Biss, um in zwei, drei Jahren das führende deutsche Paar zu werden." Bei den Junioren werden Köhler/Schöttler weltweit unter den ersten 50 geführt, Rang 40 war ihre bisher beste Platzierung.

Während Betriebswirtschaftsstudent Schöttler mit dem Umzug von Hamburg ins Männer-Bundesleistungszentrum nach Saarbrücken den ersten Schritt zum (Halb-)Profi getan hat, will Gitte Köhler zunächst ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abschließen. "Als Frau habe ich auch in Hamburg genug starke männliche Gegner, die mich fordern und fördern." Die neue Badminton-Halle am Olympiastützpunkt am Dulsbergbad ermöglicht ihr, Training, Schule und Arbeit besser zu koordinieren, "weil uns mehr Übungszeiten morgens und abends zur Verfügung stehen."

Die räumliche Distanz, sagt Schöttler, sei sportlich kein Problem: "Auf Turnieren brauchen wir zwei, drei Bälle, dann haben wir unseren Rhythmus gefunden." Zudem können sie immer wieder mal gemeinsam trainieren, wie zuletzt Ende Dezember in Hamburg. "Wir spielen seit fünf Jahren zusammen", sagt Schöttler, "da haben sich Verständnis und Vertrauen entwickelt, wir wissen, wie wir miteinander umzugehen haben, wann welche Bemerkung, gerade bei Niederlagen, passend oder unpassend wäre. Wir haben noch nie Stress gehabt." Weil sich beide auch privat gut verstehen, schließt das Paar einen Partnertausch aus. "Der würde uns beide sportlich weit zurückwerfen."

An ein Zusammenspiel mit ihrem Lebens- und Teamgefährten Sven Kastens, einem Einzelspezialisten, verschwendet Gitte Köhler daher keinen Gedanken. "Das ist auch gut so", meint Hankiewicz, "denn das würde nicht gut gehen." Zu viel Nähe, glaubt der Trainer, schade dem Erfolg. Seine Empfehlung: getrennt schlafen, vereint schlagen.

  • Wer sind Ihre Hamburger Sportler des Jahres 2006? Senden Sie Ihre Vorschläge bitte bis zum 13. Januar an das Abendblatt, "Sportgala", 20790 Hamburg; Fax an 34 72 28 00; E-Mail an sportgala@abendblatt.de. Infos: www.hamburger-sportgala.de.