Trotz Odyssee und widriger Umstände spielten Khalid Rauf Khawaja & Co. einfach meisterhaft.

Hamburg. Wer Cricket liebt, hat es in Hamburg nicht eben leicht. Zwar bieten gleich vier Klubs das "ur-englische" Spiel an, womit die Hansestadt neben Berlin zu den absoluten Cricket-Hochburgen in Deutschland zählt. Aber selbst nach einem Jahrzehnt fehlt es in der "weltoffenen" Elbmetropole noch immer an ausreichend geeigneten Cricket-Flächen.

Mit diesem Problem sah sich auch der mächtige Hamburger SV konfrontiert, dem normalerweise ja fast alle Türen offenstehen. Als er im Sommer 1999 Cricket als Sparte in den Verein integrierte, trainierten seine exotischen Neumitglieder noch auf dem Parkplatz "Rot 1" im Volkspark. "Doch mit dem Bau der Color-Line-Arena 2001 ging diese Spielfläche verloren, und es begann die schwierige Suche nach einer vernünftigen Alternative", erinnert sich Spartenleiter Hartmut Stöpel noch sehr genau.

Schließlich wurde er bei Grün-Weiß Kiebitz in Wandsbek fündig. Doch als sich der Verein 2004 mit einem Hockeyklub liierte, wurde die Kooperation mit dem HSV kurzerhand aufgekündigt. Inzwischen sind die Cricketspieler um Teammanager Khalid Rauf Khawaja, der im bürgerlichen Leben IT-Fachmann bei EDS ist, in Mümmelmannsberg gelandet. Beim Saaren, vis-à-vis vom SC Europa, darf jetzt Jagd auf die Wickets gemacht werden, jene Sets von Holzstäben, um die sich das ganze Spiel dreht.

"Die ungetrübte Freude ist es aber nicht", sagt Kokapitän Zaheer Malik, ein 33-jähriger Blumenhändler, der seit 1988 in Hamburg lebt. Denn von einem idealen ovalen Cricketfeld mit den Abmaßen 182 x 137 Meter ist die grüne Wiese, die sich die Cricketspieler mit zwei Baseball-Abteilungen teilen müssen, weit entfernt. Zumal sich an den Längsseiten wassergefüllte Abzugsgräben erstrecken, die gern mal die geliebten Bälle verschlucken.

So träumen Malik und seine Mitstreiter, die vorwiegend pakistanische Wurzeln haben und ihren Lebensunterhalt als Köche, Kurier- und Taxifahrer verdienen, von zwei je zehn Meter langen Banden. Und zwei 3 x 3 Meter großen Planen am Ende der 20 Meter langen und drei Meter breiten Pitch, damit Bowler (Werfer) und Batsman (Schlagmann) den Ball auch besser sehen können. "Der finanzielle Aufwand wäre mit etwa 3000 Euro sicher nicht gewaltig", findet Khawaja, dem für die Saison gerade 240 Euro an Mitgliedsbeiträgen plus ein HSV-Zuschuss von rund 2000 Euro zur Verfügung stehen. Zumal die Barrieren gütigen Sponsoren auch noch eine gute Werbefläche bieten würden.

Doch von all den widrigen Umständen haben sich Khawaja und Co. die Lust an ihrem Spiel nie nehmen lassen. Im Gegenteil. Als Hansa CC holten sie im Mai in Frankfurt am Main erst den wegen Terminproblemen verspätet ausgespielten deutschen Meistertitel 2005 - und wenige Wochen später dann mit der HSV-Raute auf der Brust im Berliner Olympiastadion auch noch die Vizemeisterschaft 2006. Von so viel Erfolg beseelt, planen sie 2007 auf ihrer Anlage erstmals das German Masters. Um so noch mehr Fans für ihren "vielseitigen, den ganzen Körper fordernden Gentleman-Sport" zu begeistern.

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