Das Abendblatt stellt Kandidaten vor: heute 505er-Spezialist Dietrich Scheder-Bieschin (43) vom Norddeutschen Regatta-Verein.

Hamburg. Wenn er morgens ins Büro kommt, hat Dietrich Scheder-Bieschin den ganzen Tag sein Heimatrevier im Auge. Aus dem Hamburger Vorsetzen darf oder muss der 43-Jährige auf die Elbe schauen, anstatt auf ihr ein paar Trainingsschläge Richtung Blankenese zu absolvieren. Doch damit ist der erfolgreiche 505er-Segler

im Reinen, nachdem er schon vor vielen Jahren entschieden hat, die berufliche Karriere in der Schifffahrt den sportlichen Zielen auf dem Wasser voranzustellen.

Daran hat auch der deutsche Meistertitel 2006, den er im Sommer mit seinem Hannoveraner Vorschoter Rainer Görge in der internationalen Zweimann-Klasse vor Norderney gewann, nichts geändert. "Als Erstes kommt die Familie, dann der Job. Das Regattasegeln ist nur die Nummer drei", sagt der zweifache Vater und Geschäftsführer im familieneigenen Unternehmen MACS (Maritime Shipping Carrier), dessen Frachter Südafrika mit Europa und Nordamerika verbinden.

Die Nähe zum Wasser wurde dem Reedereikaufmann, der für den Norddeutschen Regatta Verein startet, nicht erst von den Eltern in die Wiege gelegt. Schon der Urgroßvater war Admiral bei der Marine, und der Opa Felix Scheder-Bieschin gewann 1936 die olympische Bronzemedaille in der 8-Meter-Klasse. Der gleichnamige Vater sammelte mit seiner Yacht "Vineta" Hochsee-Ehren und war viele Jahre Vorsitzender des Hamburgischen Vereins Seefahrt (HVS). In dessen Segelgruppe Störtebeker lernten auch die Söhne gute Seemannschaft und schnellen Trimm. Vorläufiger Höhepunkt: Sieg bei der Hongkong Challenge 1996/97, einer Regatta rund um die Welt. An Bord der "Norddeutsche Vermögen Hamburg" gewann Dietrich Scheder-Bieschin in 28 Tagen auf See die Etappe von Panama nach Honolulu.

In einer Pirat-Jolle auf der Elbe war einst die Leidenschaft geweckt worden. "Der Wechsel in ein olympisches Boot hat sich aber nie ergeben", blickt der Steuermann ganz ohne Gram zurück, "vielleicht wäre mehr drin gewesen." Alle zwei Tage hält er sich durch Joggen entlang des Elbufers fit. "Das muss sein, sonst kannst du im 505er überhaupt nicht mithalten." Und nur Dickschiff könne er ja zukünftig immer noch segeln, meint er.

Für Wassertraining bleibt momentan jedoch schlicht keine Zeit. Höchstens drei bis vier Regatten segelt das 505er-Duo Scheder und Görge pro Jahr und holte 2005 in Warnemünde sogar WM-Bronze. "Der gute Vorschoter und ein schnelles Boot sind die Erfolgsgaranten", so der Regatta-Freak, der allerdings genauso gerne mit seiner Familie in Mühlenberg in den 25 Jahre alten Jollenkreuzer "Maski" steigt und der gemütlichen Segelei frönt.

"In erster Linie ist es draußen in der Natur und im Wettkampf ein anspruchsvoller, komplexer Teamsport", beschreibt Dietrich Scheder-Bieschin seine persönliche schönste Nebensache der Welt. "Beim Segeln gibt es keine Wiederholungen, sondern immer wieder neue Herausforderungen, auch für den Kopf. Das ist eine hervorrage Entspannung."