Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es der 64-Jährige Ernst-Uwe Peemöller aus Lütjensee, seit 25 Jahren ehrenamtlicher Aufseher.

Großensee. Ein Mann, ein See. "Mein See", sagt Ernst-Uwe Peemöller - und ein verschmitztes Lächeln umspielt seine Lippen. Natürlich gehört der Großensee nicht ihm, sondern der Hansestadt Hamburg. 1890 wurde das aus einer eiszeitlichen Gletscherrinne entstandene Gewässer vom Forstfiskus an die Stadt Wandsbek verkauft. Seit zehn Jahren ist die Gemeinde Großensee Pächter des mit 2,4 Kilometern Länge und 75 Hektar Wasserfläche größten Sees der Stormarner Schweiz. Ernst-Uwe Peemöller kennt jeden Millimeter, auch auf dem Grund, der stellenweise bis zu 17 Metern tief ist. "Ich brauche kein Echolot", sagt der Mann, der seit 25 Jahren Seeaufseher ist. Ein Ehrenamt, das er mit in einem Viertel Jahrhundert gewachsener Liebe zu dem Idyll versieht. Er schätzt das Privileg, mit seinem Boot über den See tuckern zu können.

"Wenn es geregnet hat, ist es am schönsten", sagt der Brieftaubenzüchter und einstige Mitarbeiter des Straßenbauamtes in Lübeck. Nichts stört dann die Ruhe auf dem Naturbadesee. Selbst der Elektromotor seines neuen Bootes, das ihm die Gemeinde jüngst spendiert hat, schnurrt nahezu geräuschlos. Für den Notfall gibt es einen Benzinmotor, "gesponsort von einem Gönner, der nicht genannt werden möchte", sagt der ehrenamtliche Kontrolleur. Damit sei er in kurzer Zeit am Ziel. Vor Jahren hatten Unbekannte den Motor aus dem selbst gebauten Bootsschuppen am Nord-Westufer nahe des Wasserwerks der Stadt Hamburgs gestohlen. Seitdem deponiert er sie dort nicht mehr. Mehrmals pro Woche fährt Peemöller Kontrollen, umschifft die große und die kleine Schliemannbucht auf der Ostseite, hält in der "Kinderstube" nach der europäischen Sumpfschildkröte Ausschau. Ihren Namen verdankt die Bucht am westlichen Ufer den Kleinfischen, die sich hier ein Refigium geschaffen haben. Pemöller kennt die Menschen, die rund um den See wohnen. Schauspieler Helmut Zierl zum Beispiel, mit dem sei der per Du.

Manchmal hat er viel zu tun, muss Schlauchboot- oder Kanufahrer auf des strikte Fahrverbot hinweisen, das auf dem See herrscht. Lediglich für 60 Boote gibt es eine Ausnahmegenehmigung, unter anderem für den Anglerverein, der am Westufer sein Domizil hat. Es sei ein Privileg, über den See fahren zu dürfen, sagt Peemöller. Seine Frau, eine gebürtige Großenseerin, mit der er seit 41 Jahren verheiratet ist, zeige viel Verständnis für seine zweite große Liebe. Die einsamen Stunden auf dem Wasser, die braucht er manchmal, um eine Situation zu überdenken, um abzuschalten oder einfach nur die Natur zu genießen. Auch vom Steg am Bootshaus aus, der von Seerosen umgeben ist und von dem Peemöller auch schon mal seine Angelrute ins Wasser wirft und darauf wartet, dass Karpfen, Hecht, Zander, Maränen oder Schleie anbeißen.

Dass der Großensee als sauberstes Badesee in Norddeutschland gilt, ist nicht zuletzt auch dem Seewart zu verdanken. Er hat die jährlichen Reinigungsaktionen initiiert, die der Anglerverein mit der Tauchsportgemeinschaft Ahrensburg durchführt. Im Oktober steigen sie auf den Grund, holen Flaschen, Scherben und Verpackungsmüll hoch. "Kein Vergleich zu früheren Jahren", sagt Ernst-Uwe Peemöller. Damals wurden Garagentore, Fahrräder, ein mit Muscheln überzogenes Motorrad oder sogar eine komplette Sanitäreinrichtung geborgen. Es ist ihm unverständlich, wie Menschen mit der Natur so rücksichtslos umgehen können, zumal das nährstoffarme und sauerstoffreiche Gewässer einen Lebensraum für zahlreiche gefährdete Unterwasserpflanzen, wie etwa das Schwimmende Froschkraut, bietet. Zuhause in Lütjensee kümmert sich Peemöller um seine rund 150 Brieftauben. Oder stellt sich an den Herd und kocht für seinen Enkel Felix eine von "Opas schnellen Suppen", die der zweijährige Knirps so gern isst. Meist sei das eine Tütensuppe, die er aufpeppt - mit Nudeln, bunt gemischten Kräutern und einem Klacks Butter.