In unserer neuen Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es die gute Seele des Freibades.

Bargteheide. Mit federndem Schritt durchs Bargteheider Freibad: So kennen die Besucher Tanja Butzin. Kaffee wird im Stehen getrunken, das Wurstbrötchen so nebenbei vertilgt. "Ich kann nicht lange still sitzen. Das bin ich einfach nicht", sagt die 42-Jährige.

Wenn Tanja Butzin dann wirklich Pause macht, schaut sie, ob auch alles in Ordnung ist und winkt den Schwimmern vertraut zu. "Wir sind hier wie eine große Familie. Kommt jemand nicht, wird nachgefragt. Und wer in Urlaub geht, meldet sich ab."

Sie sieht sportlich aus in ihrem blauem Polo-Shirt und den Jogginghosen. "Ich trainiere auch regelmäßig. In unserem Alter ist man schließlich nicht mehr so fit wie die Junghühner", sagt Tanja Butzin. Sie hat Humor - und sie hat Ehrgeiz. In der vergangenen Zeit hat sie es mit dem Training besonders ernst genommen und sich ein hartes Programm auferlegt. Nach dem Motto: Was die Junghühner schaffen, schaffe ich auch. Und sie hat's geschafft. Nach zwei Jahren Ausbildung und vor kurzem bestandener Prüfung ist die Schwimmmeistergehilfin nun Meisterin.

Um ans Ziel zu kommen, hat sie drei- bis viermal in der Woche konsequent ihre Bahnen gezogen. Und richtig gepaukt hat sie auch: Physik, Chemie, Betriebswirtschaft, Marketing, Rechtskunde. Tanja Butzin: "Für meine Altersklasse mit Familie war das nicht so einfach. Und dann immer die langen Fahrten nach Neumünster."

Während sie von 13 bis 20.15 Uhr die Schulbank drückte, wartete zu Hause ihr Sohn Lukas. Der war damals zwölf Jahre alt. "Zum Glück wohnen meine Eltern bei mir im Haus. Die haben sich dann gekümmert", sagt die alleinerziehende Mutter. Vermutlich hätte sie aber auch ohne elterliche Hilfe einen Weg gefunden und den Schritt auf jeden Fall gemacht. "Dabei wollte ich das nie werden: Bademeisterin für Bäderbetriebe", sagt Tanja Butzin und schüttelt den Kopf - noch immer etwas verwundert über ihren Lebensweg. "Eigentlich war mein Traumberuf Kfz-Mechanikerin. Aber mein Vater war strikt dagegen." Als sie mit 16 zu Hause mit ihrem Wunsch rausrückte, kam der berühmte Satz: "Nicht solange Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst."

Dass Tanja Butzin Schwimmmeistergehilfin wurde, war Zufall. "Na ja, eigentlich lag es eher daran, dass ich faul war", sagt sie in ihrer erfrischenden Art. Als es damals um ein Schulpraktikum ging, entschied sich Teenagerin Tanja für das Hallenbad in Bad Oldesloe. "Da lässt sich eine ruhige Kugel schieben, dachte ich mir. Von wegen." Der Schwimmmeister brummte ihr eine deftige Aufgabe auf. Sie sollte alles zusammentragen, was sie über Fußdesinfektion wusste. "Und dann hat er mir den Maschinenraum gezeigt. Da war's dann klar. Das wird mein Beruf", sagt Tanja Butzin, die damals als Frau Pionierarbeit leistete.

Heute würde sie mit keinem mehr tauschen wollen. "Das ist jetzt meine zehnte Saison im Freibad Bargteheide. Und das Tolle ist: Jeder Tag ist anders. Es wird nie langweilig", sagt die Frau mit dem netten Lächeln. Während sie eine Eintrittskarte abreißt, nimmt sie einer jungen Mutter den Kinderwagen ab und schunkelt den Kleinen in den Schlaf. Für Tanja Butzin ist das selbstverständlich. Gerade dieses Miteinander macht ihr die größte Freude. "Man muss sich etwas einfallen lassen, damit sich die Gäste wohl fühlen. Und die Muttis sollen ihre Freizeit auch genießen können. Außerdem geben die Leute so viel zurück."