Wie treffen Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es der bekannte Lehrer, Jäger und Kreistagsabgeordnete Bernd W. Freytag.

Großhansdorf. "Die Bank habe ich mal vom Sperrmüll geholt", sagt Bernd W. Freytag. "Da sitzen sonst eigentlich nur die Kinder drauf." Im Großhansdorfer Schulreservat an der Straße Himmelshorst steht die alte Holzbank mitten auf einer naturbelassenen Wiese zwischen Rainfarn und Storchschnäbel.

Naturerlebnisbiotop nennt sich die zwei Hektar große Fläche, auf der früher einmal Kies abgebaut wurde. Für Bernd W. Freytag ist es einfach sein "grünes Klassenzimmer". Das Biotop ist aber nur eine Sache, für die er sich einsetzt. Der Mann mit dem markanten Buschhut ist auch Lehrer, Jäger, CDU-Kreistagsabgeordneter und so eine Art Überall-Engagierter in Großhansdorf und im Kreis. Er ist bekannt. Für sein Engagement am Biotop bekam er 2008 den Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung verliehen. Oft heißt es: "Wenn keiner mehr etwas weiß, geh zu Bernd Freytag", sagt Bernd Freytag über Bernd Freytag.

Vor 25 Jahren, als der Lehrer Freytag mit einigen Schülern schon zahlreiche Biotope angelegt hatte und "gerade so eine grüne Welle war", war unklar, was mit der ehemaligen Kiesgrube geschehen sollte. Es wurde jemand gesucht, der sich um das Gelände kümmern sollte. Bernd Freytag wurde gefragt. Da dachte er sich: "Das Ding beschlagnahmst du."

Seitdem sind mehrere Zehntausend Schulkinder aus der Region und Hamburg durch das Naturschutzgebiet gestreunert und konnten Natur hautnah erleben. "Mir geht es darum, dass junge Menschen geerdet werden. Sie sollen spüren, wo sie herkommen. Früher waren die Kinder noch nicht so überfrachtet und hatten noch Zeit ." Nachdenkliche Sätze eines Pädagogen und Naturfreundes.

Er kann aber auch wie ein Jugendlicher reden. Das klingt dann so: "Das ist einfach ein geiles Land hier." Der gebürtige Franke mag Stormarn. Das Engagement in Süddeutschland empfindet er anders: "In Norddeutschland wirkt immer gleich alles so angestrengt. Das mit der Ehrenamtlichkeit ist hier 'ne Katastrophe. Da sind die Franken weniger verkrampft."

Doch er hat Hoffnung: "Ich beobachte einen Zuwachs der Engagierten bei den Jugendfeuerwehren. Vielleicht wird das wieder trendy." Bernd Freytag sagt, was er denkt. "Ich bin kein leiser Mann, kann aber auch sehr laut werden. Manchmal wohl auch verletzend wie ein Löwe. Nachtragend war ich aber nie." Solche Lehrer hat Bernd W. Freytag in seiner Zeit als Schüler nämlich selbst erlebt. So wie die wollte er nie werden. Und er sieht sich bestätigt. "Ich bekomme Feedback von den Leuten. Neulich bei einem Treffen mit ehemaligen Schülern sagte einer: 'Ich konnte dich zwar nie richtig leiden, aber du warst immer in Ordnung'."

Zu leicht wäre es in der Position des Lehrers, die "Schüler an die Wand zu klatschen", sagt der Lehrer, der gerade 60 Jahre geworden ist. 30 Jahre davon ist der Hoisdorfer jetzt in Großhansdorf an der Friedrich-Junge Schule. 25 Jahre kümmert er sich ums Biotop. Für ihn ist es ein Jahr der Jubiläen. "Oft sagen die Leute 'Dein Biotop'," das ärgert ihn, denn nach seiner Auffassung wäre es ideal, das Reservat im Team zu betreiben, denn "die 60 ist schon ein Einschnitt".

Und ewig wird Freytag, der eigentlich Biologe werden wollte, nicht dabei bleiben. "Ich sehe mich jetzt eher als Freilandbiologe, weniger als Kreidebiologe." In Gesprächen mit Eltern seiner Schüler sagen ihm einige immer wieder, dass sie heutzutage auf gar keinen Fall selbst Lehrer sein möchten. "Solche Aussagen sind doch schrecklich. Die sollen uns helfen und sich um ihre Kinder kümmern." Dann holt Bernd Freytag Luft, schaut über die Wiese und sagt: "Wahrscheinlich bin ich gar kein richtiger Lehrer." Wahrscheinlicher ist, dass Lehrertypen wie Bernd W. Freytag immer wichtiger werden.