In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es die Gründerin des Vereines “Feste Grundschulzeiten“.

Trittau. An der Gartenpforte steht Paula, eine Schäferhündin, bellt freudig und wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Sehr viel schüchterner, vorsichtiger und auch um einiges kleiner ist Mischlingshündin Happy. Ute Agatz hat beide aus dem Tierheim Großhansdorf geholt, was Happy ihr mit einer bedingungslosen Zuneigung dankt. Paula natürlich auch, nur anders eben. Der Vierbeiner ist ein Energiebündel, und ähnelt darin seinem Frauchen. Ute Agatz ist eine "Macherin", eine Frau, die anpacken kann, die Dinge gerne in die Hand nimmt, Ideen in die Tat umsetzt. Wie zum Beispiel 1993: Damals kam Tochter Svenja (heute 21) in die Grundschule, und Ute Agatz wollte ihre Lehrtätigkeit an einer Berufsfachschule in Hamburg wieder aufnehmen, was am fehlenden Betreuungsangebot zu scheitern drohte. "Es gab so viele Schlüsselkinder. Was für ein schreckliches Wort", sagt sie. Und wie grausig die Vorstellung, dass ein Kind nach der Schule in ein leeres Haus kommt und niemandem von seinen Erlebnissen erzählen kann. Ihre Idee, ein Betreuungsangebot zu schaffen, damit berufstätige Eltern weiter arbeiten können, stieß jedoch auf verständnisloses Kopfschütteln. Also gründete Ute Agatz mit anderen Eltern den Verein Feste Grundschulzeiten, der seinerzeit landesweit einer der größten war und auch der erste, der ein eigenes Gebäude erhielt. Das "Blaue Haus" ist ihr Kind, und wenn demnächst der Schulverband die Betreuung übernimmt und der Verein sich auflösen wird, weiß Ute Agatz, dass sich die Arbeit gelohnt hat. "Dass sich nun ein Traum erfüllt, gibt mir ein Stück recht." Einen Förderverein fürs "Blaue Haus" will sie gründen.

Sie möchte, dass es Kindern gut geht. Das ist für sie auch ein Stück Generationenvertrag. "Etwas für Kinder und Jugendliche zu tun, ist unsere eigene Zukunft", sagt sie. Und sie begrüßt, dass die Gemeinde nun auch verstärkt Krippenplätze anbietet und "Eltern nicht mehr um einen Platz betteln müssen". Daran hat sie als Fraktionsvorsitzende der SPD ihren Anteil. Politik zählt sie neben dem sozialen Engagement zu ihren Hobbys. "Man kann etwas bewegen, man sieht Erfolge, es bringt Kontakte", sagt die Frau, die in jungen Jahren mit der Anti-Atomkraft-Bewegung sympathisierte, Ende der 70er-Jahre gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstrierte und die Einführung der Frauenquote als Unsinn bezeichnet. "Wenn Frau gut ist, setzt sie sich auch durch." Sie arbeitet gerne handwerklich, mauert, tapeziert, streicht, und braucht auch bei der Gartenarbeit das Gefühl, sich die Finger schmutzig zu machen. Sie sei keine Frau für Gummihandschuhe sagt die Trittauerin, die Freundschaften pflegt, regelmäßig nach Westerland auf Sylt fährt, wo sie 1954 geboren wurde und aufgewachsen ist, und kiloweise Bücher verschlingt. Von den eigenen hat sich Ute Agatz irgendwann getrennt. Heute ist sie Dauergast in der Gemeindebücherei. Eine halbe Stunde täglich gehört ihr und einem Buch. Dann ist sogar das Telefon tabu. "Wir brauchen Angebote für Jugendliche. Und für die Senioren", sagt die Frau, die auch ihre Schwächen durchaus kennt. Wahnsinnig ungeduldig sei sie und ein echter Genussmensch. Woraus sie ihre Energie schöpft? "Ich bin einfach unwahrscheinlich zufrieden", sagt Ute Agatz. Sie habe einen tollen Mann, eine gesunde Tochter, die auf dem richtigen Weg sei, eine Arbeit, die ihr Spaß bringe, und sie freue sich über kleine Dinge - über die Blumen in ihrem Garten und dass es Paula und Happy gut geht.