Experiment kostet vier Milliarden Euro. Keine Gefahr durch schwarze Löcher?

Hamburg/Genf. Das größte Experiment der Menschheit hat begonnen: Gestern um 9.33 Uhr zündeten die Forscher am europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf das Feuer in der "Welt-Maschine" - dem riesigen Teilchenbeschleuniger LHC ("Large Hadron Collider"), in dem künftig der Urknall simuliert werden wird.

Die einzigartige Supermaschine soll Antworten auf grundlegende physikalische wie philosophische Fragen geben: Was hält die Welt im Innersten zusammen? Was geschah am Anfang des Universums? Welchen Regeln folgte die Schöpfung?

Nicht einmal eine Stunde dauerte der Testlauf, dann war das erste Experiment erfolgreich beendet. Am Cern und in den live zugeschalteten Laboren rund um die Welt applaudierten Tausende Physiker, Mathematiker und Ingenieure dem Bilderbuchstart. 25 Jahre hatten sie diesem Augenblick entgegengefiebert. Vier Milliarden Euro ließ sich die Weltgemeinschaft den Bau des LHC kosten, an dem jetzt mehr als 8000 Menschen aus 85 Nationen forschen werden. Allein 1000 Wissenschaftler kommen aus Deutschland.

"Es ist ein historischer Moment! Ich bin begeistert", sagte der zukünftige Cern-Chef Rolf-Dieter Heuer, der den Start live am Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Hamburg-Bahrenfeld verfolgte. "Es ist ein fantastischer Moment", freute sich auch Projektleiter Lyn Evans, der im Cern-Kontrollzentrum den Startschuss für den Testlauf gegeben hatte.

Noch einmal traten die Forscher Befürchtungen entgegen, es könnten bei den Experimenten schwarze Löcher entstehen, die binnen weniger Monate auch die Erde verschlingen würden. Sollten diese Mini-Löcher auftreten, würden sie mit Sicherheit sofort verdampfen.

Gestern wurden die Protonen (Atomkerne) zunächst nur durch die beiden LHC-Röhren geschossen, ohne dass sie miteinander kollidierten. Dies wird sich ändern. Ziel ist es, die Teilchen mit fast Lichtgeschwindigkeit gegenläufig durch die Röhren zu schicken. Sie werden dann rund 11 000-mal pro Sekunde durch den 27 Kilometer langen Beschleunigerring sausen und an vier Stellen kontrolliert aufeinanderprallen. In dem Teilchenregen, der bei diesen Kollisionen entsteht, suchen die Forscher auch nach dem "Gottesteilchen", dem "Higgs"-Boson. Mit ihm würde endlich erklärt sein, woher es überhaupt Materie im Universum gibt. Doch bis es so weit ist, werden die Physiker den Beschleuniger, der in 100 Meter Tiefe im schweizerisch-französischen Grenzgebiet verläuft, auf Herz und Nieren testen.