"Etwa 20 bis 30 Prozent der Europäer neigen zu anti-evolutionären Ideen", sagt der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera (Universität Kassel). Noch vor drei Jahren scheiterte in Italien der Versuch, die Evolutionsbiologie aus dem Lehrplan der Mittelstufe zu streichen - heute stimmen 80 Prozent dem Plan zu. "Wir stehen vor einer dramatischen kulturellen und politischen Regression", zitiert das US-Wissenschaftsmagazin "Science" den Philosophen Telmo Pievani (Mailand). In Großbritannien wurde an einigen jüdischen Schulen die biblische Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht gelehrt. Das rief das "Britische Zentrum für Naturwissenschaftliche Bildung" auf den Plan. Es startete eine Fortbildungsoffensive für Lehrer zur Vermittlung von Darwins Lehren.

Das könnte bald auch in Deutschland nötig sein. In Hessen wurde bereits an zwei Schulen die moderne Variante des Kreationismus, der Intelligent Design, gelehrt - und zwar im Biologieunterricht. Die Lehrer nutzten dafür ein Schulbuch, das von der Studiengemeinschaft "Wort&Wissen" herausgegeben wird. "Es ist von Leuten verfasst, die keine Evolutionsbiologen sind und nicht durch wissenschaftliche Originalarbeiten ausgewiesen sind", sagt Kutschera.

Auch fundamentalistische Christen in Polen und Russland wenden sich immer offener gegen die Evolutionsbiologie in Schulbüchern. Zudem funktioniert die Zusammenarbeit zwischen fundamentalistischen Christen aus den USA und anderen Glaubensrichtungen bestens. "Nach unseren Informationen ist der Kreatinismus in alle Schulbücher eingezogen, die im Biologieunterricht in der Türkei verwendet werden", schrieb das britische Wissenschaftsmagazin "Nature". Das Material dafür stamme großteils aus den USA.