Hamburg. Fünf Fragen zu dem radioaktiven Stoff, mit dem der ehemalige russische Agent Alexander Litwinenko getötet wurde:

Was ist Polonium?

Polonium (Po) ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 84. Entdeckt wurde es 1897 von Marie Curie. Sie benannte es nach ihrer Heimat Polen. Polonium ist ein silbriges, radioaktives Metall. Es entsteht ständig in der Natur in der natürlichen radioaktiven Zerfallskette von Uran 238, so das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München. Die Halbwertszeit beträgt 138 Tage.

Wo kommt es vor?

Es ist in der Natur extrem selten. 100 Mikrogramm Polonium kommen auf eine Tonne Uranerz. "Und eine Tonne Uranerz kommt durchschnittlich auf 300 000 Tonnen Erdreich", rechnet das GSF vor. Polonium gibt es in unterschiedlichen Varianten. Bekannt sind Isotope mit den Atomgewichten 208, 209, 210. Raucher nehmen größere Mengen Polonium 210 auf, da es sich in der normalen Umwelt als Radonfolgeprodukt auch auf Tabakblättern absetzt.

Wozu braucht man Polonium?

Es kann in Verbindung mit Beryllium zum Start von Kettenreaktionen genutzt werden. Diese Mischung zündete auch die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. In der Raumfahrt dient es als Batterie für thermoelektrische Zellen. So liefert ein Gramm Polonium 210 140 Watt Energie.

Wie gewinnt man es?

Künstlich werden jährlich etwa 100 Gramm hergestellt. Polonium 210 kann auf drei Wegen gewonnen werden: aus Gestein, das radioaktives Uran enthält; aus Uran 226 oder durch Bestrahlen des Metalls Wismut 209 mit Neutronen. Dafür braucht man gut ausgerüstete Labore, den Zugang zu einem Kernreaktor oder zu einer Neutronenquelle.

Wie gefährlich ist Polonium?

In geringen Mengen auf der Haut ist es nicht besonders gefährlich. Die Alphateilchen, die Polonium 210 beim Zerfall freisetzt, können maximal 0,1 Millimeter tief in das Gewebe eindringen. Gelangt Polonium aber auch in kleinen Mengen etwa durch Wunden, mit der Nahrung oder der Atemluft in den menschlichen Körper, ist es ein starkes Gift. "Bereits 0,1 Mikrogramm reines Polonium 210 können im Verlauf von Tagen im Körper eine tödliche Strahlendosis hervorrufen", so das GSF. Von außen ist die Strahlenbelastung nicht messbar, weil beim radioaktiven Zerfall von Polonium nur wenig Gammastrahlung frei wird. Doch nur diese Strahlenart kann mit einem Ganzkörperzähler erfasst werden. Deshalb kann die Strahlenbelastung nur über eine Analyse der Ausscheidungen festgestellt werden - Polonium wird zu 90 Prozent über Fäzes (Stuhlgang) und zu zehn Prozent über Urin ausgeschieden.