Andreas Leblang: Pater am Kleinen Michel. Seit Kurzem betreut Andreas Leblang auch die französisch-sprachigen Katholiken in Hamburg.

Mit seinem Französisch liegt Pater Andreas Leblang SJ noch ein wenig über Kreuz. "Ich hoffe, dass die Menschen unter meiner Sprache nicht so leiden, wie ich es tue", sagt der 43 Jahre alte Jesuit, der seit Kurzem auch die französischsprachigen Katholiken Hamburgs als Seelsorger betreut. Dabei bringt der gebürtige Saarländer schon in Bezug auf seinen Namen die richtigen Voraussetzungen mit: "Ein Vorfahr, ein Lehrer mit Namen Leblanc, kam aus der Gegend von Metz. Der ist ins Saarland gezogen und hat eine Bauerntochter geheiratet. Später haben die Saarländer den Namen so geschrieben, wie sie ihn gesprochen haben - auch wenn es den Sinn völlig verändert hat!"

Der Seelsorger freut sich auf seine neue Gemeinde: "Etliche kommen aus Frankreich, um bei Airbus zu arbeiten, dann gibts hier eine Militärakademie für Offiziere, die kommen mit ihren Familien. Und natürlich gibt es noch viele Afrikaner." Sonnabend abends wird die französischsprachige Messe im Kleinen Michel gefeiert, doch Leblangs Aufgabe umfasst mehr als das. "Seelsorge ist eine sehr personenbezogene Arbeit", weiß er, und ob er dem immer gerecht werden kann, macht ihm manchmal Sorgen: "Ich gebe nicht gern Versprechen ab, die ich nicht halten kann."

Denn eigentlich ist Leblangs Leben schon ohne diese neue Aufgabe straff durchgeplant. Er ist nicht nur bereits seit vier Jahren zuständig für die englischsprachigen Katholiken, er ist vor allem auch tätig als Leiter der Katholischen Glaubensinformation in Hamburg und hat damit bereits einen Fulltime-Job. "Glaubensinformation klingt so nach einem Büro mit Broschüren", sagt der Jesuit ein wenig unglücklich. "Dabei wollen wir selber ein Ort von Kirche sein, wo Menschen ,Gott suchen und finden' können: Seelsorge vor allem auch für Menschen, die nicht getauft oder nicht katholisch sind oder lange mit der Kirche nichts mehr zu tun hatten. Menschen, die eine Heimat in der Kirche suchen, dort aber keinen klassischen Platz finden, möchte ich einen Ort geben." Dass es dafür ein Bedürfnis gibt, da ist er sich sicher: "In Hamburg gehören rund fünfzig Prozent keiner Religion mehr an, es gibt zehn Prozent Katholiken und 32 Prozent Protestanten." Doch es gebe immer mehr, vor allem junge Erwachsene, "die suchen nach Orten, wo man das Religiöse spürt". Die will er mit seiner Manresa-Messe ansprechen.

Leblang selbst hatte schon als Kind Kirche und Liturgie als Zuhause erlebt. In großfamiliären Zusammenhängen aufgewachsen, wusste der Sohn eines Architekten schon in der Schule, dass er Priester werden wollte. Das "Im-Heili-gen-Sein" sprach ihn an, auch wenn er keine Vorstellung davon hatte, wie er später arbeiten wollte. Nach dem Abitur ging er für zwei Jahre ins Priesterseminar nach Trier und dann für ein Jahr zum Studium nach Paris. "Da hat es mich auch erwischt, Jesuit werden zu wollen", sagt er lächelnd. Der Heilige Ignatius, Ordensgründer der Jesuiten, faszinierte ihn. In seiner Nachfolge stehend den Glauben an Gott, an den Menschen und daran, dass das Gute möglich ist, in die Welt zu tragen, das konnte sich der junge Mann gut vorstellen.

Das Priesterseminar war ihm zu eng geworden, und die Erfahrung, "frei zu werden, um das zu tun, was nötig ist, wenn ich mich so stark fokussiere auf Jesus und seine Person", ließ ihn 1985 in den Orden eintreten. 1987 wurde er dann nach Hamburg geschickt, um in der Jugendarbeit mitzuarbeiten. Danach ging er nach Frankfurt/Main, um sein Studium zu beenden, und für weitere Studien nach Fribourg/CH.

Den harten Praxistest hatte er in Hannover zu bestehen, wo er nach einer Krise in der Gemeinde das Amt des Studentenpfarrers übernahm. "Ich liebe Herausforderungen", sagt Leblang, und so sah er in der verbrannten Erde dort auch eine Chance wachsen. "Alle Traditionen waren weg, das ist doch eine Einladung, neu zu schauen!"

Vieles, was er aus dieser Zeit gelernt hat, setzt er nun in Hamburg um. Und auch, wenn die Belastungen groß sind, wenn wenig Zeit bleibt für einen Ausgleich wie Sport, Musikhören oder einfach mal zum Entspannen und Nachdenken, so lässt Leblang doch keinen Zweifel daran, dass er für sich die richtige Entscheidung getroffen hat. "Ich habe den schönsten Beruf, den man sich vorstellen kann", sagt er, und man glaubt ihm. "Ich bin ein glücklicher Mensch. Das heißt überhaupt nicht, dass alles perfekt ist, aber auch im Kuddelmuddel kann man glücklich sein. Das ist eine Frage der Grundstimmung im Leben."

  • Französischsprachige Messe sa 18 Uhr, Kleiner Michel; englischsprachige Messe so 12 Uhr, St. Elisabeth (Oberstraße); Manresa-Messe so 19.30 Uhr, Kleiner Michel.