Terrorpläne: Flüssigsprengstoff sollte die Flugzeuge zerreißen - doch die Polizei konnte den größten Massenmord seit dem elften September im letzten Augenblick noch stoppen. Ein kritischer Punkt sei erreicht gewesen, begründeten Polizei und Geheimdienst den Großeinsatz. Die Verdächtigen sind zumeist muslimische Einwanderer.

Hamburg/London. Die Entscheidung über die groß angelegte Anti-Terror-Aktion in London trafen die britische Polizei sowie der Inlandsgeheimdienst MI5 gemeinsam. Peter Clarke, Chef der Anti-Terror-Abteilung von Scotland Yard, sagte, man hätte sich zu dem Zugriff entschlossen, weil "ein kritischer Punkt" erreicht worden sei. Premierminister Tony Blair, Innenminister John Reid sowie der Verkehrsminister Douglas Alexander waren über die geplanten Durchsuchungen und Festnahmen informiert.

Die Metropolitan Police hatte unmittelbar vor der Aktion die betroffenen Gemeinden darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine größere Aktion bevorstehe. Die Mehrzahl der 21 Festnahmen fand in London statt, zwei in Birmingham und eine im westlich von London gelegenen High Wycombe. Im Rahmen der Polizeiaktion wurde eine Vielzahl von Häusern und Geschäften durchsucht.

John Weir, ein Nachbar und Augenzeuge einer Durchsuchung im Londoner Stadtteil Walthamstow sagte der BBC, ungefähr 20 Polizeibeamte hätten kurz vor Mitternacht die Tür einer benachbarten Wohnung aufgebrochen und die Räume im ersten Stock des Hauses durchsucht. "Ich habe aber nicht gesehen, dass jemand abgeführt wurde", sagte er.

Im gutbürgerlichen Osten High Wycombes, das etwa 30 Kilometer von Heathrow entfernt liegt, wurde eine ganze Straße evakuiert, Polizeihubschrauber kreisten über der Region, ein Einfamilienhaus wurde durchsucht. Der Fernsehsender SkyNews bezeichnete die Verdächtigen als überwiegend junge Briten mittel- und südasiatischer Herkunft. Die BBC gab an, die meisten der Festgenommenen seien Muslime. Die Gruppe habe dem Vernehmen nach auch "Verbindungen" nach Pakistan.

Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson warnte vor zu schnellen Schlüssen und Vorverurteilungen. Es gehe nicht um Großbritanniens Muslime, sondern "um einige Leute, die sich maskieren, die sich in ihren Gemeinden hinter einem bestimmten Glauben nur verstecken".

Nicht nur auf den Flughäfen Großbritanniens wurden die Sicherheitsmaßnahmen gestern massiv verstärkt: Auch in der U-Bahn und den Bahnhöfen wurde die Polizeipräsenz deutlich verstärkt. An vielen Orten sind Spezialeinsatzkräfte mit Sprengstoffspürhunden im Einsatz.