So wie in London-Heathrow mussten auch am Hamburger Flughafen Passagiere auf ihre Flüge warten.

Hamburg. Teilweise fielen sie sogar ganz aus. Vier British Airways- und drei Lufthansa-Flüge nach Heathrow wurden gestrichen und - im Gegensatz zu anderen deutschen Flughäfen - im Laufe des Tages auch nicht mehr freigegeben. Ebenso viele Maschinen der beiden Fluggesellschaften starteten nach Angaben einer Flughafensprecherin von dort aus nicht in Richtung Hamburg. Die Lufthansa rechnet heute wieder mit einem normalen Flugbetrieb.

14 betroffene Verbindungen also insgesamt - die Schlangen vor den Schaltern blieben im Vergleich zu London noch übersichtlich. In einer von ihnen stand Petra Naujoks: "Die Warterei nervt ein wenig, lässt sich aber nicht vermeiden." Grund waren auch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. "Wir haben die Maßnahmen vorsorglich der Gefährdungslage angepasst", sagte Torsten Jordan, Sprecher des Bundespolizeiamtes Hamburg.

Am Schalter von British Airways (BA) im Terminal eins wurden den Wartenden unterdessen Wasserflaschen gereicht. Mitarbeiter beantworteten Fragen, gaben eine Telefonnummer heraus, unter der es weitere Informationen zu Umbuchung und Ticketerstattung gab. "Alle Tickets konnten kostenlos auf ein anderes Reiseziel oder einen anderen Zeitpunkt umgebucht werden", sagte BA-Sprecherin Anja Barghoorn. "Kunden, die im Laufe des Tages nach Heathrow fliegen wollten, haben wir aber geraten, erst gar nicht zum Flughafen zu kommen."

Ebenso wie die BA bot auch die Lufthansa gestern kostenlose Stornierungen an. "Passagieren, die nicht nach England fliegen konnten oder wollten, haben wir angeboten, ihr Ticket bis zum 17. August kostenlos umzubuchen", sagte Lufthansasprecherin Karin Weber dem Abendblatt.

Während nach der Freigabe des Londoner Flughafens am Nachmittag insgesamt neun Lufthansa-Maschinen aus Frankfurt, München, Düsseldorf und Köln doch noch starteten, blieben jene in Hamburg am Boden. "Wir hatten die Flüge schon gestrichen und sie dann plötzlich wieder aufzunehmen, macht keinen Sinn. Schließlich müssen die Passagiere planen können", sagte Lufthansasprecher Boris Ogursky.

Am Morgen war die erste Maschine um 7.35 Uhr noch in Richtung London Heathrow gestartet. Sie musste umdrehen und landete um 9.10 Uhr wieder in Hamburg. Für 7.25 Uhr hatte die BA einen Flug auf ihrem Plan. Die Passagiere konnten noch an Board Platz nehmen, weiter ging ihre Reise aber nicht. Bis elf Uhr harrten sie in der Maschine aus, ehe klar war, dass der Flug gestrichen worden war - wie im Laufe des Tages alle Flüge nach London Heathrow.

Nur Lufthansa und British Airways fliegen von Hamburg aus den größten europäischen Flughafen an. Die BA hat täglich acht, Lufthansa sechs Verbindungen. Alle weiteren Ziele in Großbritannien wie Birmingham und Manchester konnten gestern ohne Probleme angeflogen werden, die Passagiere mussten allerdings mit Verspätungen rechnen. Eine Maschine von German Wings startete derweil planmäßig um 6.50 Uhr in Richtung London-Gatwick.

Aus Lübeck war die letzte Maschine nach London am Mittwochabend um 22.40 Uhr gestartet. Ein Flugzeug der Ryanair, das gestern um 7.25 Uhr abheben sollte, erhielt keine Landegenehmigung. Die Maschine, die gegen 9 Uhr aus London-Stansted in Lübeck eintreffen sollte, landete mit mehr als vierstündiger Verspätung. Der für den Nachmittag geplante Ryanair-Flug nach Pisa wurde wegen der dann fehlenden Maschinen gestrichen. Insgesamt waren rund 300 Fluggäste betroffen.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Flughäfen blieben die Verbindungen nach London in Hamburg gestrichen.

Birgitt Dettmann (43) aus Hamburg: "Ich wollte mir mit meiner Tochter Svea ein schönes Wochenende zu zweit in London machen. Wir hatten British Airways gebucht und saßen in der Maschine, die um 7.25 Uhr starten sollte. Erst nach drei Stunden konnten wir sie wieder verlassen, ohne genau zu wissen, was los ist. Die Durchsagen an Board waren nur auf Englisch und teilweise schwer zu verstehen. Mein Mann hat mich später per Telefon informiert. Wir sind genervt, haben aber keine Angst."

Joao Duarte (41) aus Portugal: "Meine Freundin Maria sollte heute Mittag schon vorfliegen, ich sollte dann einen Tag später nachkommen. Wir arbeiten beide in Hamburg und sind geschäftlich auf den Flug angewiesen, um in Chicago an einer Konferenz teilzunehmen. Ich habe jetzt für Freitag einen Flug mit der Lufthansa nach London-Heathrow gebucht. Mal sehen, ob etwas daraus werden wird. Die Mitarbeiter der Fluggesellschaften informieren uns aber sehr gut. Angst, in ein Flugzeug zu steigen, habe ich keine."

Petra Naujoks (25) aus Hamburg: "Meine Freundin Dorothea und ich wollen Urlaub in New York machen. Mit der Maschine um 7.25 Uhr sollte es über London dorthin gehen. Daraus wurde ja nichts. Ich habe beim Reisebüro angerufen, was uns empfahl, einen Flug für den nächsten Tag blocken zu lassen, aber erst einmal hier zu bleiben und am Schalter alles Weitere zu klären. Die Warterei nervt, lässt sich aber eben nicht vermeiden. Mit wäre unwohler gewesen, wenn die Maschine doch gestartet wäre."

Maria Sipka (31) aus Sydney: "Ich arbeite in Hamburg und hatte geplant, über London nach Chicago weiterzufliegen - das dann aber erst einen Tag später. Mein Flug um 11.35 Uhr mit British Airways wurde gestrichen. Jetzt warte ich mit meinem Freund Joao am Schalter, ob es eine Möglichkeit gibt, umzubuchen oder auf einem anderen Weg nach London zu kommen. Er hat mich nur hergebracht, will aber so lange warten, bis ich weiß, wie es weitergeht. Das ist eine echte Probe für unsere Beziehung."

Fotos: BRINCKMANN