Komplott in London: Terroristen wollten Flugzeuge sprengen. Anschläge auf neun Linienjets geplant * Tausende Fluggäste sollten sterben * 21 Verdächtige verhaftet * Chaos auf Airports, viele Flüge fielen aus

London. Britische Antiterror-Fahnder haben offenbar einen der verheerendsten Terrorakte aller Zeiten verhindert. Wie Innenminister John Reid mitteilte, hatte eine Gruppe von rund 50 Personen geplant, neun Passagiermaschinen in der Luft zu sprengen. Der stellvertretende Polizeichef Paul Stephenson sprach von einem beabsichtigten "Massenmord von unvorstellbarem Ausmaß". 21 Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zur al-Qaida wurden am frühen Donnerstagmorgen bei einer Großrazzia festgenommen. Die drastische Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen verursachte teilweise chaotische Behinderungen im europäischen Flugverkehr, die Börsen reagierten mit Kursverlusten.

Scotland Yard zeigte sich zuversichtlich, die Hauptverdächtigen der Terror-Verschwörung gefasst zu haben. Die Attentäter hätten zwar noch nicht in den Flugzeugen gesessen, seien dem Abflug aber "sehr nahe gekommen". Der Anschlag habe unmittelbar bevorgestanden.

"Dies sollten simultane Anschläge auf mehrere Ziele sein, gerichtet gegen Flugzeuge mit dem Ziel Vereinigte Staaten", sagte ein Sprecher der britischen Polizei. Aus US-Sicherheitskreisen verlautete, Ziele seien Maschinen der US-Fluggesellschaften United Airlines, American Airlines und Continental Airlines gewesen. Die Attentäter wollten offenbar Flüssigsprengstoff im Handgepäck in die Flugzeuge schmuggeln und dort zu Bomben zusammenmischen. Wie der britische Sender BBC berichtete, sollten in einer Dreierserie jeweils drei Flugzeuge gleichzeitig gesprengt werden - möglicherweise auch über Großstädten. Tausende Menschen wären dann ums Leben gekommen.

Der Chef der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Peter Clarke, erklärte, gegen die Verdächtigen sei seit Monaten ermittelt worden. "Die Verschwörung hat globale Dimensionen", sagte er. Die Polizei durchsuchte Gebäude im Großraum London sowie in Birmingham. Die Verdächtigen kommen alle aus Großbritannien. Wie die BBC meldete, solle es sich bei den meisten um Muslime "mit Verbindungen nach Pakistan" handeln.

Premierminister Tony Blair, der in der Karibik Urlaub macht, informierte noch in der Nacht US-Präsident George W. Bush telefonisch. Bush sagte, der Terrorplan zeige, "dass wir uns im Kriegszustand mit islamischen Faschisten befinden". In den USA galt Alarmstufe Rot für Transatlantikflüge. In Großbritannien wurde die höchste Terror-Alarmstufe "kritisch" ausgegeben. Auf Flughäfen durften Passagiere bis auf Pässe und Arzneien kein Handgepäck mehr an Bord nehmen - vor allem keine Flüssigkeiten. Auch in Deutschland wurden die Sicherheitsmaßnahmen beim Abflug verschärft.

Auf dem Londoner Flughafen Heathrow, dem größten Europas, saßen Tausende Passagiere stundenlang fest, nachdem British Airways und andere Airlines Hunderte Flüge abgesagt hatten. Alle europäischen Fluggesellschaften wurden zeitweilig aufgefordert, Heathrow nicht mehr anzufliegen. Die Lufthansa strich 33 Flüge mit 5000 Passagieren nach London. Erst am Abend wurden die Flug-Beschränkungen wieder aufgehoben.