Petra Roth, Wolfgang Huber oder doch Joachim Gauck? Die Suche nach einem gemeinsamen Bundespräsidenten von Kanzlerin Merkel, der Regierung und der Opposition ist schwierig.

Berlin/Frankfurt. Nach dem Rücktritt von Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten sucht Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem geeigneten Nachfolger. Die Frage, die sich der Kanzlerin und den Spitzen der Regierungskoalition aus CDU, FDP und CSU stellt ist, wer könnte Bundespräsident werden? Dabei muss die Bundeskanzlerin einen schweren Kompromiss eingehen. Nach dem Rückschlag durch den Rücktritt Wulffs muss Merkel einen Kandidaten finden, der sowohl für die Regierung tragbar ist und genauso von der Opposition mitgetragen wird. Dies hatte Merkel in ihrer Erklärung nach dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff angekündigt.

"Und in diesem Geiste werden die Parteien, die die Bundesregierung tragen, werden CDU und CSU und FDP sich nun beraten, und anschließend unmittelbar auf die Sozialdemokraten und Bündnis90/Die Grünen zugehen. Wir wollen Gespräche führen mit dem Ziel, in dieser Situation einen gemeinsamen Kandidaten für die Wahl des nächsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland vorschlagen zu können“, hieß es in der von Merkel verkündeten Erklärung im Kanzleramt vom Freitag.

Doch wer könnte dieses Amt übernehmen?

In CSU-Kreisen wird die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) als mögliche Kandidatin für das Bundespräsidentenamt gehandelt. Am Sonnabend sprachen mehrere Teilnehmer des Präsidiums bei einer Sitzung in München für die 67-Jährige als mögliche Nachfolgerin von Christian Wulff aus. Das Präsidium habe sich aber auf niemanden festgelegt, um dem Parteivorsitzenden Horst Seehofer freie Hand zu lassen. Roth selbst war am Sonntag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

+++Schwarz-Gelb will bis heute Abend einen Kandidaten finden+++

Genannt wurde in der CSU-Sitzung auch der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber. Bei Huber sei aber in der Sitzung nicht ganz klar geworden, ob er überhaupt Interesse habe, hieß es anschließend.

Nach Recherchen der "Frankfurter Neuen Presse“ (Sonnabend) hat sich in einem sozialen Netzwerk bereits eine Gruppe mit dem Namen "Petra Roth for Bundespräsident“ gegründet, der unter anderem der hessische Innenminister und OB-Kandidat für Frankfurt, Boris Rhein (CDU), angehören soll.

Die FDP hegt unterdessen starke Vorbehalte gegen eine Kandidatur Roths. Wie aus der am Sonntag vor den Beratungen im Kanzleramt aus FDP-Kreisen zu erfahren war, wäre Roth ein zu starkes politisches Signal für ein schwarz-grünes Bündnis in der Bundesversammlung und die Zeit danach – obwohl Roth eine sehr respektable kommunale Spitzenpolitikerin sei.

Die Christdemokratin will sich im März nach 17 Jahren von ihrem Amt in der Mainmetropole zurückziehen. Seit 2006 führt Roth in Deutschlands fünftgrößter Stadt ein Bündnis von CDU und Grünen. Über Jahre hinweg war die dienstälteste Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt bereits Präsidentin des Deutschen Städtetags. Die Frankfurter wählen am 11. März ihren neuen Oberbürgermeister.

Seit Freitagabend beraten die Regierungsparteien über die Nachfolge von Christian Wulff. Ihr mutmaßlicher Favorit, der Präsident des Bundesverfassungsgericht Andreas Voßkuhle, sagte eine Kandidatur bereits ab. Am heutigen Sonntag könnte eine Entscheidung fallen. Momentan werden in Berlin vor allem drei potenzielle Anwärter genannt:

Neben Petra Roth und Wolfgang Huber ist auch der DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck nach wie vor der aussichtreichste Kandidat. Gauck ist zudem der Favorit der SPD. Aber auch die Grünen würden den früheren Chef der Stasiunterlagen-Behörde unterstützen. Die Linke lehnt Gauck ab. Die Haltung der Kanzlerin ist unklar: Angela Merkel setzte Christian Wulff in der Bundesversammlung 2010 gegen den Kandidaten Gauck durch. Sie hielt Wulff demnach für den besseren Präsidenten. Da Gauck jedoch eine hohe Wertschätzung bei den Bürgern besitzt, ist nicht ausgeschlossen, dass sie nunmehr einer Wahl zustimmt und der SPD die Hand reicht. Für die FDP wäre dies eine klare machtpolitische Niederlage. Für Angela Merkel indes ein Eingeständnis eines Fehlers bei der Auswahl von Christian Wulff.

Die SPD-Spitze hat unterdessen bekräftigt, dass Joachim Gauck weiter ihr Favorit für das Bundespräsidentenamt ist. Die stellvertretende Parteivorsitzende Manuela Schwesig sagte am Sonntag in Berlin, der nächste Bundespräsident müsse ein Präsident der Bürger sein. Joachim Gauck genießt ein hohes Vertrauen bei den Bürgern. „Für mich wäre es schwer einsehbar, wenn Frau Merkel Herrn Gauck ein zweites Mal verhindern wollte.“ Schwesig mahnte auch, es dürfe bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten auf keiner Seite Vorfestlegungen geben.

Und auch laut einer Umfrage wünscht sich offenbar eine Mehrheit des Deutschen den früheren DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck als Bundespräsidenten. 54 Prozent der Bürger sprachen sich bei eine Umfrage der „Bild am Sonntag“ für den evangelischen Pfarrer aus. Der heute 72-Jährige unterlag bei der Präsidentenwahl 2010 knapp.

Jeweils 34 Prozent der Deutschen favorisierten der Zeitung zufolge Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) beziehungsweise den SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. 32 Prozent können sich Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gut als höchste Vertreterin des Staates vorstellen. Bei der repräsentativen Emnid-Erhebung, ging es um die Frage, wer der genannten Personen sich am besten für das Amt eigne.

Klaus Töpfer, CDU-Politiker und früherer Umweltminister, kam bei der Umfrage auf 28 Prozent, ebenso wie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der aber schon abgelehnt hat. 27 Prozent der Bürger nannten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Auf den letzten Rängen fanden sich der CSU-Politiker Theo Waigle (20 Prozent), die Vizepräsidentin der Bundestags und Grünen-Politikerin, Katrin Göring-Eckardt, die auch in der evangelischen Kirche engagiert ist, (12 Prozent) sowie der Präsident des Bundesverfassungsgericht, Andreas Voßkuhle (sechs Prozent). Letzterer hat auch bereits signalisiert, dass er nicht ins Schloss Bellevue will. Nach dem früheren Ratsvorsitzenden der Evangelische Kirche in Deutschland, Altbischof Wolfgang Huber, der ebenfalls im Gespräch ist, wurde offenbar nicht gefragt.

(abendblatt.de/dpa/dapd)