Hamburger Politiker plädieren jetzt für eine gemeinsame Kandidatensuche

Hamburg. Kaum war Christian Wulff als Bundespräsident zurückgetreten, schien er in Hamburg schon fast Geschichte zu sein. In die Zukunft schauen lautete das Motto der Hamburger Politiker. Allen voran Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).

"Das Amt des Bundespräsidenten hat eine große und wichtige Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland. Deshalb ist es gut, dass der Präsident mit seinem Rücktritt jetzt die Voraussetzung dafür geschaffen hat, dass das Präsidentenamt entsprechend wahrgenommen werden kann", sagte Scholz. Jetzt gehe es darum, mit "großer Gemeinschaft unter den Parteien" einen geeigneten Nachfolger zu suchen. "Es geht jetzt darum, den Blick nach vorne zu richten und sich darüber Gedanken zu machen, wie wir einen von allen Parteien und auch den meisten Bürgern unterstützten Bundespräsidenten in Deutschland bekommen", sagte Olaf Scholz. Eine Haltung, die Hamburgs CDU-Chef Marcus Weinberg teilt. Neben seinem Plädoyer für eine gemeinsame Kandidatensuche hob Weinberg die "wichtigen Impulse" hervor, die Christian Wulff beim Thema Integration gegeben habe. Auch CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich zollte Wulff für seinen Schritt Respekt

GAL-Fraktionschef Jens Kerstan hätte sich dagegen einen früheren Rücktritt gewünscht. "Das Verhalten des Bundespräsidenten hat in den letzten Wochen das Vertrauen der Bürger in die Politik erschüttert", sagte Kerstan. Ähnlich äußerte sich die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn. Sie plädierte für eine Frau im Präsidentenamt. "Es wäre an der Zeit, dass es eine Frau wird", sagte Heyenn.

Ein Gedanke, der dem Hamburger FDP-Bundestagsabgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen auch gefällt. "Ich kann mir mehrere Frauen in Deutschland für dieses Amt sehr gut vorstellen", sagte er dem Abendblatt. Die Koalition in Berlin sieht er durch den Rücktritt nicht beschädigt. Die FDP lege aber Wert darauf, dass es jetzt einen überparteilichen Kandidaten geben soll. Einen Namen wollte gestern niemand in den Ring werfen: "Der erste Name, der fällt, ist auch zuerst verbrannt", sagte Müller-Sönksen. Die FDP wolle "nicht dazu beitragen, dass ein Parteienstreit in dieser Frage losbricht."

Das sagen Hamburger Bürger zum Rücktritt des Bundespräsidenten abendblatt.de/politik