Hannover. Als David McAllister am 1. Juli 2010 im Landtag zum niedersächsischen Ministerpräsidenten gewählt wird, ist der damals 39-Jährige voll des Lobes über Vorgänger Christian Wulff (beide CDU). Er wolle die "Politik der Vernunft und der Glaubwürdigkeit" fortsetzen, betont er strahlend in seiner ersten Regierungserklärung. Seither sind 598 Tage vergangen. Wulff ist für die schwarz-gelbe Landesregierung zur Belastung geworden. Vergleiche mit dessen Politik sind seit Beginn der Kreditaffäre Mitte Dezember tabu. Denn am 20. Januar 2013 wird in Wulffs Heimatland neu gewählt. Die Erfolgsaussichten für CDU und FDP sind schon allein wegen des seit Monaten andauernden Umfragetiefs der Freidemokraten schlecht. Stattdessen laufen sich SPD und Grüne warm und sprechen laut vom Machtwechsel an der Leine.

"Wulff hat keinen Einfluss auf den Ausgang der Landtagswahl, die ja ohnehin erst im nächsten Jahr stattfindet", sagte McAllister noch im Januar. Dennoch ist nach Wulffs Rücktritt in Kabinett und Partei ein Aufatmen zu spüren. Nun werde hoffentlich wieder etwas Ruhe einkehren, denn die Last sei wirklich groß gewesen, heißt es unter der Hand. Zur öffentlichen Verteidigung Wulffs schickte McAllister immer wieder seinen Finanzminister Hartmut Möllring in den Ring. Besonders bei Vorwürfen zur umstrittenen Lobby-Veranstaltung Nord-Süd-Dialog musste Möllring jedoch entgegen früherer Aussagen eine Beteiligung des Landes zugeben. Dies ging auch an ihm nicht spurlos vorbei: "Ich fühle mich von Olaf Glaeseker beschissen", schimpft er über den einstigen Vertrauten Wulffs.

Wenige Stunden vor dem Rücktritt des Bundespräsidenten kündigt Möllring an, bei der Landtagswahl 2013 nicht mehr für die CDU ins Rennen zu gehen. Einen Zusammenhang zu den Entwicklungen in Berlin weisen Staatskanzlei und er selbst zurück.