Zehn Jahre nach der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen zieht die Hochschulrektoren-Konferenz eine ernüchternde Bilanz.

München. Die Hochschulrektorenkonferenz zieht zehn Jahre nach der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge eine ernüchternde Bilanz der europäischen Studienreform. Wichtige Ziele seien verfehlt worden, bemängelte der neue Präsident Horst Hippler am Dienstag in der „Süddeutschen Zeitung“. Das Konzept müsse optimiert werden, forderte Hippler, der am 1. Mai die Nachfolge von Margret Wintermangel an der Spitze der Hochschulrektorenkonferenz angetreten hatte.

Bachelor- und Masterstudiengänge gehen auf eine Einigung der europäischen Bildungsminister im norditalienischen Bologna von 1999 zurück. Ziel der Reform ist ein zweistufiges System von Studienabschlüssen nach angloamerikanischem Vorbild. Die Bachelor- und Master-Abschlüsse sollen einen einheitlichen Hochschulraum innerhalb der Europäischen Union schaffen. Viele Bachelor-Studenten gehen jedoch nicht ins Ausland. Auch beklagen sie Probleme bei der Anerkennung von Leistungen sowie den straffen Zeitplan von sechs Semestern.

"Der Jugendwahn ist vorbei“

Hippler bezeichnete den Bachelor als „einen ersten Abschluss mit einer Berufsbefähigung“, der aber keine Berufsqualifikation sei. Eine Universität müsse aber mehr leisten als Ausbildung, nämlich Bildung. „Das tut sie mit dem Bachelor nicht“, sagte Hippler.

Er rügte zudem den Ansatz, Studenten immer schneller zum Abschluss zu führen. „Die Unternehmen brauchen Persönlichkeiten, nicht nur Absolventen“, sagte Hippler. Der „Jugendwahn“ sei an dieser Stelle vorbei.

+++ Im Turbo-Tempo durch das Studium +++

Dass Studenten einfacher ins Ausland gehen, kann der Präsident der HRK nicht generell erkennen. „Dieses Versprechen ist nicht wirklich erfüllt worden“, sagte Hippler. Ein Problem sieht er zudem in den Zugangshürden zum Master. Der Ausbau der Master-Plätze müsse mit den vielen Studienanfängern Schritt halten, forderte der HRK-Präsident. Wenn nur die Besten nach dem Bachelor weitermachen dürfen, steige der Frust. „Wir brauchen mehr Geld für Master-Plätze. Das werden sich die jungen Leute sonst nicht gefallen lassen“, warnte Hippler.

Studieren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten

Dennoch kann Hippler der Studienreform auch Positives abgewinnen. Mit dem Bachelor erhalte man ein erstes akademisches Zeugnis, das sei ein „enormer Vorteil“. Absolventen von Fachhochschulen könnten sich damit erfolgreich bewerben. An der Universität sei es eine Orientierungshilfe für die Entscheidung, wie man weitermachen wolle. Zudem seien die Lehrinhalte entschlackt und modernisiert worden, was ohne den Bologna-Prozess wohl nicht passiert wäre.

Hippler warb dafür, das bisherige Konzept zu optimieren. Es müsse wieder ein Studieren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und abseits der starren Vorschriften der Regelstudienzeit möglich sein. Auch müsse man der „Verschulung Einhalt gebieten, etwa bei der Anwesenheitspflicht“.

mit Material von dapd