Die Europäische Fernhochschule Hamburg bietet ein berufsbegleitendes Studium an. Dort können Berufstätige ihren Hochschulabschluss nachholen.

Von Business Coaching und Change Management versteht Ira Rüder eine Menge. Die 46-jährige Reiseverkehrskauffrau legte nach der Ausbildung eine steile Karriere hin, zuletzt arbeitete sie als Regionalmanagerin bei American Express und führte 300 Mitarbeiter. Sie hat viele Veränderungsprozesse begleitet und Fortbildungen absolviert - jetzt will sie mehr.

"Ich habe gerade meine eigene Beratungsgesellschaft für Change Management gegründet und möchte mein praktisches Wissen auf ein solides wissenschaftliches Fundament stellen", sagt sie. Ihr Ziel: der Master of Business Coaching und Change Management, den die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro FH) als berufsbegleitendes Weiterbildungsstudium anbietet. Ihr Problem: Ira Rüder hat keinen Hochschulabschluss - doch ohne passendes Erststudium ist der Zugang zu den meisten Masterprogrammen bisher versperrt.

+++Lebenslanges Lernen: Früher Forscherin, heute Lehrerin+++

Laut Vorgabe der Kultusministerkonferenz wäre eine Öffnung für begabte berufserfahrene Bewerber zwar möglich, doch bisher haben erst wenige Hochschulen reagiert. "Ich habe mich deshalb im Sommer 2011 für das Bachelorstudium Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie an der Euro FH eingeschrieben", erzählt Ira Rüder. Nach wenigen Wochen sagte ihr der Professor, dass sie für das dreijährige Grundlagenstudium überqualifiziert sei und verwies die berufserfahrene Managerin auf die neue Alternative: Seit Januar 2012 bietet die Euro FH ein sechsmonatiges Master-Einstiegsprogramm für Leute wie Ira Rüder an. Bewerber mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung, davon mindestens sechs als Führungskraft, können sich über einen Vorkurs auch ohne Hochschulabschluss für ein Masterstudium im Bereich Management qualifizieren. Dazu müssen sie relevante Fort- und Weiterbildungsaktivitäten nachweisen und am Ende des Einführungshalbjahrs eine Abschlussprüfung bestehen. Möglich macht dies eine Änderung im Hamburger Hochschulgesetz, die den Quereinstieg im Stadtstaat inzwischen zulässt.

"Mit dem Programm beweisen Bewerber, dass sie erfolgreich studieren können", sagt Professor Jens Mogens Holm. Der Hochschulleiter kennt die Argumente der Bedenkenträger: Ein FH-Studium, noch dazu an einer privaten Einrichtung und dann auch noch für Nichtakademiker - das klingt für viele nach akademischem Dünnbrettbohren. Um den Verdacht zu entkräften, hat er die Messlatte für das Master-Einstiegsprogramm hoch gelegt: Von 40 Bewerbern wurden 15 zugelassen, alle mit eindrucksvollen Biografien, so Holm.

+++Lange, teure Ausbildung - dafür aber gute Honorare +++

Auch Angela Lein ist nach 20 Jahren an die Uni zurückgekehrt. Ursprünglich wollte die Hamburger Ergotherapeutin Psychologie studieren, doch sie bekam ihre Prüfungsangst nicht in den Griff. Nach dem Vordiplom gab sie auf und entschied sich für die Ausbildung an einer Berufsfachschule. 2006 eröffnete sie zusammen mit einer Kollegin eine eigene Praxis. "Ich möchte Lerntherapie als zweites Standbein für unsere Praxis etablieren", sagt die 42-Jährige.

Um das neue Angebot auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen und sich von der Konkurrenz abzugrenzen, suchte sie nach einer qualitativ hochwertigen Weiterbildung. An der Universität Hamburg will sie im kommenden Jahr ihren Master in "Integrativer Lerntherapie" machen. Der Studiengang ist auch für Bewerber ohne ersten Studienabschluss geöffnet. Sie müssen sich über einschlägige Berufserfahrung und einen Aufnahmetest für das kostenpflichtige Studium qualifizieren.