Berufseinstieg, Ausland oder Master - wer an einer Fachhochschule studiert hat, kann es schwer haben, an der Uni angenommen zu werden.

"Nach dem Bachelor habe ich mein Potenzial nicht ausgeschöpft gesehen. Ich wusste, ich habe noch Lust zu lernen." So beschreibt Wiebke Erdmann, 29, ihre Motivation fürs Masterstudium an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Master-Arbeit wird sie in diesen Tagen abgeben. Sie hat sie berufsbegleitend geschrieben. Als Referentin für Personal- und Organisationsentwicklung betreut sie ein großes Change-Management-Projekt in einem mittelständischen Unternehmen.

Ihr Ausbildungsweg verlief zielgerichtet, aber nicht ganz gradlinig. Nach dem Abitur in der Nähe von Göttingen begann Erdmann an der Technischen Uni (TU) Braunschweig ihr Architekturstudium. Doch das war es nicht. Es folgte eine Ausbildung zur Industriekauffrau als "Grundlage und zur Orientierung". "Ich habe während dieser Zeit in der Wirtschaft verschiedene Berufsprofile kennengelernt und konnte nach zweieinhalb Jahren eine fundierte Entscheidung treffen."

Die führte sie zur Fachhochschule Osnabrück. Verglichen mit der TU Braunschweig war alles überschaubar. 50 Kommilitonen studierten mit ihr International Business und Management. Fürs Masterstudium in die engere Wahl rückten die Unis Göttingen und Lüneburg. In Göttingen scheiterte ihre Bewerbung trotz sehr guten Bachelor-Zeugnisses. Die Uni legte ihr Bewerber-Ranking nicht offen, der Verdacht blieb, gegenüber Uni-Bachelor-Absolventen benachteiligt worden zu sein.

An der Leuphana landete Wiebke Erdmann in einem Master-Studiengang, der zu gleichen Teilen aus Uni- und FH-Absolventen bestand, und fühlte sich gut aufgehoben. "Die Reform der Studiengänge hat viel mehr Spezialisierungsmöglichkeiten eröffnet", sagt Professor Holger Fischer, Vizepräsident der Uni Hamburg. "Das gilt für Fachhochschulen und Universitäten gleichermaßen." So steht es im Prinzip jeder Fakultät frei, die Zugangsvoraussetzungen für ihre Masterstudiengänge selbst festzulegen. Da reicht ein Bachelor mitunter nicht. Auch die im Studium belegten Lehrmodule müssen zum Curriculum der Masterausbildung passen.

Die TU Hamburg-Harburg hat zum Beispiel fürs nächste Sommersemester gerade mal einen FH-Bachelor für ein Masterstudium zugelassen, wie Sprecher Rüdiger Bendlin sagt. Es wird überlegt, mittelfristig FH-Absolventen dabei zu unterstützen, fehlende Module fürs TU-Master-Studium nachzuholen.

Mit einem FH-Bachelor in der Tasche und dem richtigen Arbeitgeber gibt es jedoch sehr attraktive Alternativen zu einem Master-Studium an einer Uni. Eine davon hat Jasmin Narr, 29, gewählt. Sie entschied sich für das berufsbegleitende MBA-Programm der Nordakademie Elmshorn. Die private Hochschule wird von namhaften Wirtschaftsunternehmen getragen. Zu den Spezialitäten des Hauses gehören das duale Studium und die berufsbegleitende MBA-Ausbildung. Nach drei Jahren im Job hatte Narr wieder Lust auf Theorie und das Bedürfnis "für mich persönlich einen weiteren Schritt zu gehen".

Den Entschluss, irgendwann einen Masterabschluss zu machen, hatte sie schon an der FH Furtwangen gefasst. Dort schloss sie 2005 ihr Studium der Wirtschaftsinformatik mit einem Bachelor of Science ab. Ihre Bachelor-Arbeit hatte sie bei Hewlett-Packard geschrieben. Über diesen Kontakt fand Jasmin Narr eine Trainee-Stelle im Vertrieb des IT-Riesen. Die interne Prüfung nach neun Monaten nahm sie mit Bravour und betreute fortan als Enterprise Account Manager einen wichtigen Großkunden. Als sie sich für das berufsbegleitende MBA-Programm der Nordakademie entschied, unterstützte sie das Unternehmen.

Weit in die Welt hinausgetragen hat das Master-Studium Vera Ziegler, 25. In Kiel geboren, machte sie 2005 in Itzehoe ihr Abitur und wollte Betriebswirtschaft studieren. Sie entschied sich für ein duales Studium an einer Fachhochschule. Dabei bewirbt man sich bei einem Partnerunternehmen der Hochschule, schließt einen Ausbildungsvertrag, und das Unternehmen organisiert dann den Studienplatz. 2009 hatte sie gerade ihren Abschluss an der Nordakademie gemacht, als die Finanzkrise die Realwirtschaft erreichte. Das Unternehmen konnte sie nicht übernehmen. In dieser Zeit erreichte sie eine Bitte ihres Hochschulprofessors. Trotz anderer Angebote ging Ziegler als wissenschaftliche Mitarbeiterin zurück an die Hochschule und bewarb sich mit Unterstützung des Professors erfolgreich um ein Fulbright-Stipendium für die USA.

Dort, an der University of South Carolina, absolviert sie ihr Studium zum Master of International Business. "Es ist sehr wichtig, sich während des Studiums zu engagieren und Beziehungen zu Professoren aufzubauen." Denn außer guten Noten helfen Empfehlungsschreiben, um an Stipendien zu kommen. Ihr duales FH-Studium und die Unternehmenspraxis haben ihr in den USA nur Pluspunkte eingebracht: "Die Berufserfahrung macht einen im Vergleich mit anderen Studenten viel reifer und professioneller im Auftreten."