Koalitionsvertrag: Jugendschutz wird verschärft. Gewalt im Computer: CDU und SPD wollen Lehren aus dem Schul-Massaker von Erfurt ziehen.

HAMBURG. Als vor drei Jahren in Erfurt der Gymnasiast Robert Steinhäuser ausrastete und mit Pistole und Pumpgun bewaffnet 16 Menschen erschoß, wurde der Begriff "Killerspiele" geprägt. Der Waffennarr Steinhäuser galt als Fan gewalttätiger Computerspiele, vor allem "Counterstrike", bei dem der Spieler in die Rolle eines Killers schlüpft. Nach dem Willen der großen Koalition soll das künftig nicht mehr möglich sein. Unter der Überschrift "Aufwachsen ohne Gewalt" legte sie als Ziel das "Verbot von Killerspielen" fest. Genauer bezeichnet sind diese bisher allerdings nicht.

Wörtlich heißt es: "Die Neuregelungen im Jugendschutz werden schnellstmöglich und deutlich vor dem für März 2008 verabredeten Zeitpunkt evaluiert, um notwendige Konsequenzen rechtzeitig ziehen zu können. Wir wollen hierzu unverzüglich in einen zielorientierten Dialog mit den Ländern eintreten. Folgende Eckpunkte sollen vorrangig erörtert werden:

  • Wirksamkeit des Konstrukts Regulierte Selbstkontrolle.
  • Altersgrenzen für die Freigabe von Filmen und Spielen/Alterskennzeichnung von Computerspielen.
  • Verläßliche Kontroll- und Sicherheitsstandards für Videoverleihautomaten.
  • Verbot von Killerspielen."

Man dürfe nicht warten, bis spektakuläre Einzelfälle von jugendlichen Amokläufern - wie Steinhäuser - das Land erschüttern, sondern müsse vorbeugend handeln, sagte gestern die Stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Maria Böhmer im Deutschlandradio. Die Botschaft dieser Spiele laute: "Zerstöre alles bis auf dich selbst", sagte Böhmer. Das führe zur Einübung und Imitation von Gewalt.

Ob das tatsächlich so ist, ist unter Experten nicht eindeutig geklärt. "Counterstrike" ist inzwischen eine Art Mannschaftssport geworden, in dem Meisterschaften ausgetragen werden.

Seit 2003 vergibt die Selbstkontrolle für Unterhaltungssoftware (USK) gemeinsam mit den Bundesländern bereits gesetzlich vorgeschriebene Alterskennzeichnungen für Computerspiele. Seitdem verzichteten 32 Anbieter auf eine Veröffentlichung ihrer Spiele in Deutschland, weil die USK die Spiele nicht für Jugendliche freigeben wollte.