Hamburg/Berlin. Am Freitag wollte SPD-Chef Kurt Beck am liebsten gar nichts mehr sagen. Zu groß war der Aufruhr, den seine Äußerungen zur Annäherung an die Linkspartei ausgelöst haben. Dabei hatten doch erst Hessens und dann auch Hamburgs Sozialdemokraten eine Art "Rote-Socken-Kampagne" gegen die Linkspartei gefahren. Beck fiel ihnen nun quasi in den Rücken. Jetzt hätte er alles gesagt, ließ Beck bei einem Besuch in Augsburg verlauten. "Sie wissen ja, wie das mit den Pfarrern ist: Die predigen auch nur einmal", fügte Beck hinzu. Eine "aktive Zusammenarbeit" mit der Linken hatte er abgelehnt. Ausgeschlossen hatte Beck nicht, dass SPD-Kandidatin Andrea Ypsilanti mit Hilfe der Linken zur Ministerpräsidentin gewählt wird.

Der Hamburger SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann sagte auf die Frage, ob er sich mit den Stimmen der Linken zum Bürgermeister wählen lasse: "Nein, nein, nein."

Hessens SPD-Chefin Ypsilanti kündigte ein erneutes Werben um die Liberalen an. "Ich halte nach wie vor fest daran, dass ich mich weiter um die FDP bemühe, auch wenn es ihr nicht gefällt", sagte sie in Hamburg. Der frühere Arbeitsminister und ehemalige SPD-Chef Franz Müntefering sagte: "Als ich gehört habe, Michael Naumann tritt an in Hamburg, habe ich gesagt, der Junge hat Mut. Denn man weiß ja, dass war damals Hitze, Dürre und Glatteis gleichzeitig. Sozusagen ganz schwere See bei Nebel."

Unterdessen warnte auch Finanzminister und SPD-Vize Peer Steinbrück davor, die Glaubwürdigkeit der SPD aufs Spiel zu setzen. Beck und Ypsilanti hätten vor der Landtagswahl klar gesagt, dass sie nicht auf die Stimmen der Linken angewiesen sein wollten, sagte Steinbrück im ZDF. Diese Festlegung sei "eindeutig und nicht interpretationsfähig". Der Wahlkampfleiter der Linken, Bodo Ramelow, sagte, Ypsilanti könne für sechs Monate eine Minderheitsregierung führen und dann Neuwahlen anstrengen. "Als Ministerpräsidentin könnte sie als erstes das Nachtflugverbot durchsetzen, die Atomkraftwerke Biblis A und B schließen und die Studiengebühren abschaffen", sagte Ramelow der "Financial Times Deutschland". Der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, sagte der "Hannoverschen Allgemeinen": "Frau Ypsilanti sollte sich erst wählen lassen, sobald sie sicherstellen kann, dass das nicht mit den Stimmen der Linken geschieht."