Wiesbaden/Hamburg. Sie fühlt sich als Gewinnerin, auch wenn sie von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) bei der Wahl am 27. Januar knapp geschlagen wurde: Andrea Ypsilanti (SPD) wollte neue hessische Regierungschefin werden. Und es sieht so aus, als müsste sie ein zweites Mal zur Wahl-Verliererin werden - wenn auch auf andere Art und Weise. Und das, noch bevor der neue Landtag am 5. April überhaupt zusammengetreten ist.

Denn stellt sich Ypsilanti dann zur Wahl des Ministerpräsidenten, so wird sie die Stimmen der SPD, der Grünen und der Linkspartei bekommen. Das sagte auch Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag. Seine Partei wolle Koch ablösen, sagte er der "Frankfurter Rundschau". "Das geht nur mit der Wahl von Frau Ypsilanti", so Gysi. Seine Fraktion würde Ypsilanti in jedem Fall geschlossen wählen.

Nähme Ypsilanti die Wahl tatsächlich an, hätte sie Wortbruch begangen. Von den Linken wollte sie sich ursprünglich nicht wählen lassen. Aber kandidiert sie am 5. April erst gar nicht, nehmen ihre Anhänger ihr das ebenfalls übel und Koch kann geschäftsführend im Amt bleiben. Der Amtsinhaber bleibt Regierungschef, bis mit der absoluten Mehrheit ein Nachfolger gefunden ist.

In Hessen praktizierte Ministerpräsident Holger Börner (SPD) das 1982 über ein Jahr lang. Welches Übel ist das kleinere für Ypsilanti, die von ihrer Glaubwürdigkeit so sehr profitierte? Reinhard Höppner (SPD) wurde 1994 in Sachsen-Anhalt mithilfe der PDS zum Ministerpräsidenten gekürt. In Mecklenburg-Vorpommern wurde 1998 Harald Ringstorff (SPD) mit den Stimmen der PDS gewählt. 2001 setzte sich in Berlin Klaus Wowereit (SPD) mit den Stimmen von SPD, Grünen und PDS auf den Stuhl des Regierenden Bürgermeisters.

Was ist nun für Hessen die einfachste Lösung? Nach Artikel 80 kann sich der Landtag mit absoluter Mehrheit seiner Mitglieder auch selbst auflösen. Die Neuwahl müsste dann nach Artikel 81 binnen 60 Tagen stattfinden.